FUNDSTÜCK
Franz Duncker war Verleger, Politiker und liberaler Sozialreformer. Er setzte auf Interessenausgleich und Kooperation.
TEXT: WOLTHER VON KIESERITZKY
FUNDSTÜCK
Franz Duncker war Verleger, Politiker und liberaler Sozialreformer. Er setzte auf Interessenausgleich und Kooperation.
TEXT: WOLTHER VON KIESERITZKY
Die liberalen Gewerkvereine, die Franz Duncker und Max Hirsch 1868 gründeten, waren im ersten Jahrzehnt ihres Bestehens äußerst erfolgreich. Erst die mangelnde Kompromissbereitschaft der Unternehmer in den frühen Arbeitskonflikten beeinträchtigte die Wirkung ihres sozialliberalen Ansatzes, der die friedliche Einigung zwischen Kapital und Arbeit dem Streik als letztes Mittel vorzog. Franz Duncker – vor zweihundert Jahren geboren, am 4. Juni 1822 – gehörte zu den bekanntesten liberalen Politikern seiner Zeit. Der 1848 in der revolutionären Bürgerwehr aktive Verleger entwickelte den vom Vater übernommenen Verlag Duncker & Humblot zur offenen Ideenschmiede und publizistischen Heimat vieler Liberaler. Eine der auflagenstärksten Tageszeitungen, die „Berliner Volks-Zeitung“, wurde das Flaggschiff des Verlags.
Im Jahr 1861 gehörte Duncker zu den Gründern der liberalen „Fortschrittspartei“, der ältesten deutschen Partei. Über viele Jahre wirkte er dann im Preußischen Landtag und im Reichstag als unermüdlicher Mahner für ein „echtes“ parlamentarisches System. „Besitz verpflichtet“, forderte Duncker immer wieder von den „wohlhabenden Klassen“ und bewies selbst, dass der organisierte Liberalismus in der Arbeiterschaft attraktiv sein konnte: In Chemnitz gelang ihm 1876 der Wahlsieg über die sozialdemokratische Konkurrenz. Franz Duncker starb 1888.
TEXT: FRANZ DUNCKER
„Der Irrtum und das Verführerische liegt gerade darin, daß man von einer socialen Frage spricht, daß man den Glauben erweckt, daß mit einer bestimmten Antwort diese Frage zu lösen sei. Die socialen Übelstände sind vielmehr, richtig aufgefaßt, eine Kette von unendlich vielen der verschiedenartigsten Fragen. […] Was hat nun die liberale Partei in dieser Hinsicht getan? Sie hat nicht nur die mittelalterlichen Schranken beseitigt durch die Einführung der Gewerbefreiheit und der Freizügigkeit, sondern sie hat zur Sicherstellung der Freiheit des Arbeitsvertrages auch die Koalitionsfreiheit für die Arbeiter, ehe es noch eine sozialdemokratische Partei gab, in den Parlamenten hergestellt. Wenn dann auf Grundlage der Selbsthilfe, aber gefördert durch die gesetzliche Anerkennung die Arbeiter zu Tausenden und Hunderttausenden zusammentreten in ihren Gewerkvereinen, dann wird in der Tat auch für den einzelnen besitzlosen Arbeiter eine wirkliche Freiheit des Arbeitsvertrages herbeigeführt.
Ich bin ein Feind aller Gewaltmaßregeln, ein Feind der Bestrafung des Kontraktbruchs, ein Feind der Preßmaßregelungen, ich bin und bleibe der alte Demokrat, der für das Volksrecht unbeirrt eintritt, der für das Volk im Staat und in der Gemeinde überall die gleiche Berechtigung will. […] Mit einem Wort, lassen Sie die Sonne der Freiheit und Gleichberechtigung endlich über unserm Horizonte heraufsteigen! Ich bin überzeugt, vor ihren erwärmenden und belebenden Strahlen werden alle die schwarzen und roten Gespenster, welche man heraufbeschworen hat, verschwinden, wie die leichten Morgennebel eines Frühlingstages!“
TEXT: FRANZ DUNCKER
„Der Irrtum und das Verführerische liegt gerade darin, daß man von einer socialen Frage spricht, daß man den Glauben erweckt, daß mit einer bestimmten Antwort diese Frage zu lösen sei. Die socialen Übelstände sind vielmehr, richtig aufgefaßt, eine Kette von unendlich vielen der verschiedenartigsten Fragen. […] Was hat nun die liberale Partei in dieser Hinsicht getan? Sie hat nicht nur die mittelalterlichen Schranken beseitigt durch die Einführung der Gewerbefreiheit und der Freizügigkeit, sondern sie hat zur Sicherstellung der Freiheit des Arbeitsvertrages auch die Koalitionsfreiheit für die Arbeiter, ehe es noch eine sozialdemokratische Partei gab, in den Parlamenten hergestellt. Wenn dann auf Grundlage der Selbsthilfe, aber gefördert durch die gesetzliche Anerkennung die Arbeiter zu Tausenden und Hunderttausenden zusammentreten in ihren Gewerkvereinen, dann wird in der Tat auch für den einzelnen besitzlosen Arbeiter eine wirkliche Freiheit des Arbeitsvertrages herbeigeführt.
Ich bin ein Feind aller Gewaltmaßregeln, ein Feind der Bestrafung des Kontraktbruchs, ein Feind der Preßmaßregelungen, ich bin und bleibe der alte Demokrat, der für das Volksrecht unbeirrt eintritt, der für das Volk im Staat und in der Gemeinde überall die gleiche Berechtigung will. […] Mit einem Wort, lassen Sie die Sonne der Freiheit und Gleichberechtigung endlich über unserm Horizonte heraufsteigen! Ich bin überzeugt, vor ihren erwärmenden und belebenden Strahlen werden alle die schwarzen und roten Gespenster, welche man heraufbeschworen hat, verschwinden, wie die leichten Morgennebel eines Frühlingstages!“
Franz Duncker: „Rede im Volksverein Chemnitz“, 1876 Druckschriften der Fortschrittspartei, Berlin 1877.
Franz Duncker: „Rede im Volksverein Chemnitz“, 1876 Druckschriften der Fortschrittspartei, Berlin 1877.
Die Ausstellung „Nach der Flucht“ zeigte in Berlin Porträts von Menschen aus der Ukraine, die ihre Heimat verlassen mussten. Und erzählte eindrücklich ihre persönlichen Geschichten.
In ihrer Essay-Sammlung „Unverschämt jüdisch“ gewährt Barbara Honigmanneinen Einblick ins Jüdischsein, der Nichtjuden ansonsten verwehrt bleibt: wissend, weise und witzig.