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„Vom DFB muss man Taten fordern“

Farbe bekennen oder einfach mitlaufen? Vor dieser Frage stehen große Sportorganisationen immer wieder, wie die jüngste Diskussion um die Regenbogenfarben während der EM zeigt. Über das schwierige Verhältnis von Sport und Menschenrechten spricht Sylvia Schenk, Antikorruptions- und Sportexpertin bei Transparency International.

Text: Michaela Lissowsky
Fotos: picture alliance/Sven Simon, Joachim Sielski/Getty Images

Frau Schenk, im März hagelte es Kritik gegen eine T-Shirt-Aktion mit dem Slogan „Human Rights“ der DFB-Elf. Sollte der Verband nicht mehr aktiv für Menschenrechte eintreten, statt nur T-Shirts damit zu beschriften? Dass sich die Nationalspieler zu Menschenrechten bekennen, ist ja nicht verkehrt. Vom DFB als Verband muss man allerdings Taten fordern. Ein Menschenrechtskonzept wurde erst jetzt mit zwei Jahren Verspätung verabschiedet. Und die Diskussion über einen möglichen Boykott der Fußball-WM 2022 in Katar hat der DFB völlig verschlafen.

Die Fußball-WM in Katar hat international große Aufmerksamkeit für die Situation der Migrantenarbeiter und -arbeiterinnen geschaffen. Es gibt Fortschritte. Weitere Branchen müssen einbezogen werden, insbesondere die isoliert in Privathaushalten beschäftigten Arbeiterinnen und Arbeiter. Jetzt kommt es darauf an, dass der DFB seine Geschäftspartner vor Ort nach den Arbeitsbedingungen ihrer Beschäftigten fragt.

In anderen Fällen wird doch nach Boykotten gerufen. Der Eishockey-Weltverband hat dem Regime von Alexander Lukaschenko die teilweise Austragung der WM 2021 in Belarus entzogen und sie ganz an Lettland übertragen. In Belarus hatten wir eine andere Konstellation als in Katar. In Belarus sind Athletinnen und Athleten von massiver Repression betroffen. Auch eine Intervention des Internationalen Olympischen Komitees hat hier keine Abhilfe geschaffen. Die WM hätte Lukaschenko nur zur Legitimation seines Vorgehens gedient. 





„Wichtig ist, dass die Sportverbände sich konsequent ihrer menschenrechtlichen Verantwortung stellen.“



Besteht nicht grundsätzlich die Gefahr, dass autoritäre Regime Sport-Großveranstaltungen für ihre Propaganda nutzen, zum Beispiel die Olympischen Winterspiele in Peking? Es gibt inzwischen eine globale, ausdifferenzierte Zivilgesellschaft sowie investigative Journalistinnen und Journalisten, die es Diktatorinnen und Diktatoren nahezu unmöglich machen, „sport-washing“ zu betreiben. Für Peking wird wegen der Verbrechen an den Uiguren international bereits ein „politischer Boykott“ gefordert: keine Besuche von Staatsgästen aus demokratischen Ländern.

Wo sehen Sie weitere Herausforderungen für Sportverbände im Umgang mit Menschenrechten? Wichtig ist, dass die Sportverbände sich konsequent ihrer menschenrechtlichen Verantwortung stellen. Das gilt auch national – Themen wie sexualisierte Gewalt im Sport, Rassismus oder Meinungsfreiheit der Athletinnen und Athleten müssen offensiv angegangen werden.

Sylvia Schenk ist Juristin und war Olympiateilnehmerin 1972 im 800-m-Lauf. Sie war Arbeitsrichterin und gehörte von 1989 bis 2001 dem Frankfurter Magistrat an, wo sie die Ressorts Recht, Sport, Frauen und Wohnen betreute. Von 2001 bis 2004 war sie Präsidentin des Bunds Deutscher Radfahrer und von 2006 bis 2013 Mitglied des Vorstands von Transparency International Deutschland, von 2007 bis 2010 als Vorsitzende. Von Januar 2014 bis Januar 2021 leitete sie die „Arbeitsgruppe Sport“ der Organisation

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