EDITORIAL

Kumulierte Krisen

Karl-Heinz Paqué, Herausgeber und Vorsitzender des Vorstands der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit


EDITORIAL

Kumulierte Krisen

Karl-Heinz Paqué, Herausgeber und Vorsitzender des Vorstands der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Liebe Leserinnen und Leser,

Erlebt der europäische Kontinent einen historischen Niedergang? Rettungs-paket um Rettungspaket wird im Moment -geschnürt, um den russischen Angriffskrieg, der sich zu einer Art Energiekrieg gegen Europa ausgeweitet hat, zu parieren. Selbst Schweden, von Natur aus reich mit Energie gesegnet, musste Anfang September kurzfristig Milliarden Euro für die heimischen Stromanbieter bereitstellen.

Ja, es war klar, dass dieser Angriffskrieg auch unseren Wohlstand gefährdet. Brisant können vor allem die Überlappungen der verschiedenen Krisen werden. Die Auswirkungen der globalen Pandemie sind kaum vorbei, die weltweiten Wertschöpfungsketten noch nicht komplett wiederhergestellt. Schließlich taumelt China mit seiner Zero-Covid-Strategie von einem Lockdown in den nächsten. Eine Folge: Nach wie vor gibt es Störungen in den globalen Lieferbeziehungen.

Die Unterschiede zu der amerikanischen Wirtschaft könnten kaum größer sein. Der starke Dollar spiegelt dies wider. Während in den USA eine von der Nachfrage überhitzte Konjunktur abkühlt, herrschen in Deutschland Knappheiten auf der Seite des Angebots, besonders bei Energie und Arbeitskräften. Viele fragen sich: Erleben wir frierend einen harten Winter, mit explodierenden Energiekosten und mit drastischen Einschränkungen der heimischen Produktion? In dieser Lage hilft eine panische Politik im Dauer-Krisenmodus nicht weiter. Stattdessen brauchen wir klare Konzepte, um mit Entschlossenheit und Umsicht den Weg aus der schwierigen Lage zu finden. Das heißt: Spätestens jetzt ist es höchste Zeit, den Reformstau in Deutschland energisch anzupacken. Die heutigen Probleme legen -offen, wie stark die Merkel-Jahre unser Land gelähmt haben.

Lars Feld, der mittlerweile Bundesfinanzminister Christian Lindner berät, zeigt im Interview mit der Liberal auf, wie umfassend dieses Reformwerk aussehen muss. Ich selbst stelle Eckpunkte eines Masterplans zur Diskussion, der eine Liste von Forderungen enthält, und zwar mit Blick auf die Engpässe am Arbeitsmarkt: mehr Zuwanderung und höhere Erwerbsbeteiligung (vor allem von Frauen) bis hin zum Abbau von Bürokratie und flexibleren, längeren Arbeitszeiten. Johannes Vogel analysiert in seinem Beitrag, wie das künftige Bürgergeld eine bessere Integration der rund zwei Millionen
Erwerbslosen leisten kann.

Russland bleibt die große Herausforderung für den Westen. Schon die Sowjetunion scheiterte an sich selbst, und zwar nicht an der imperialen Überdehnung, sondern an der eigenen Unfreiheit. Der „ZEIT“-Herausgeber Josef Joffe sowie die beiden US-Ökonomen Vladimir Dubrovskiy und Krassen Stanchev analysieren, wie das russische Regime durch die Sanktionen gehörig unter Druck gerät. Kurzfristig mag keine Implosion zu erwarten sein. Nur angesichts der militärischen Misserfolge in der Ukraine schlittert das Regime Putin in die Defensive. Bleibt zu hoffen, dass dies nicht nur eine Momentaufnahme ist.

Ein Angebot der

Editorial

Wir verarbeiten Ihre Daten und nutzen Cookies.

Wir nutzen technisch notwendige Cookies, um Ihnen die wesentlichen Funktionen unserer Website anbieten zu können. Ihre Daten verarbeiten wir dann nur auf unseren eigenen Systemen. Mehr Information finden Sie in unseren Datenschutzhinweisen in Ziffer 3. Sie können unsere Website damit nur im technisch notwendigen Umfang nutzen.

Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und unser Angebot für Sie fortlaufend verbessern zu können, nutzen wir funktionale und Marketingcookies. Mehr Information zu den Anbietern und die Funktionsweise finden Sie in unseren Datenschutzhinweisen in Ziffer 3. Klicken Sie ‚Akzeptieren‘, um einzuwilligen. Diese Einwilligung können Sie jederzeit widerrufen.