GENERATIONENWECHSEL
Die Nachfolge an der Spitze von Unternehmen ist schwierig, am Übergang der Generationen scheitern viele Firmen. Dabei gibt es die Menschen mit Führungs- und Gestaltungswillen.
Text: Tanja Kewes und Claudia Panster
GENERATIONENWECHSEL
Die Nachfolge an der Spitze von Unternehmen ist schwierig, am Übergang der Generationen scheitern viele Firmen. Dabei gibt es die Menschen mit Führungs- und Gestaltungswillen.
Text: Tanja Kewes und Claudia Panster
Mit seinem Buch hat er im vergangenen Jahr für Aufsehen gesorgt. „Arbeiterlosigkeit“ hat er es überschrieben. Darin benennt Sebastian Dettmers, Chef der Online-Stellenbörse
Stepstone, ein zentrales Thema, das die Unternehmen in den kommenden Jahren umtreiben wird: den Fachkräftemangel. Menschen würden nicht mehr Stellen suchen wie in der früher herrschenden Arbeitslosigkeit, sondern die Stellen suchen Menschen.
Im Gespräch mit dem „Handelsblatt“ legte Dettmers nach: Das Problem bestehe inzwischen über alle Hierarchien hinweg. „Die Arbeiterlosigkeit betrifft längst nicht nur noch klassische Fachkräfte-Jobs wie in der Pflege oder im Handwerk“, sagt er, „sie betrifft auch Jobs mit Leitungsfunktion.“ Das zeigten auch die offenen Stellen auf Stepstone.de: Dort gebe es mittlerweile 55 Prozent mehr freie Management-Stellen als noch 2019.
Verschobene Prioritäten
Der Gründe: Die geburtenstarken Jahrgänge gehen bald in Rente; zu wenig Nachwuchs kommt hinterher. In weniger als zehn Jahren werden laut Schätzungen Millionen von Arbeitskräften fehlen. Gleichzeitig können sich laut der Strategieberatung Boston Consulting Group (BCG) nur 14 Prozent aller Arbeitnehmer vorstellen, in den nächsten Jahren Manager zu werden. Die Prioritäten haben sich verschoben.
Doch es gibt sie, die Menschen, die aufsteigen wollen, die Deutschland nach vorne bringen und die Wirtschaft mitgestalten wollen. Wer sind die Topkandidaten und -kandidatinnen für den Aufstieg in die erste Führungsriege der deutschen Wirtschaft? Was treibt diese nächste Managergeneration an? Wie wollen sie gefordert, gefördert und geführt werden? Wie führen sie selbst? Da ist etwa Vanessa Stützle, 45, Chefin des Online-Leuchtenhändlers Luqom, -die sich als rechte Hand von Tina Müller bei Douglas für Höheres empfohlen hatte. Bringt sie Luqom erfolgreich an die Börse, dürfte ihr Aufstieg weitergehen. Da ist Tarek Müller, 34, Mitbegründer und Co-CEO des Online-Versandhändlers About You, der mit 15 seinen ersten Onlineshop betrieb und auch als Investor und Business-Angel tätig ist. Da ist Frauke von Paulier, 42, Personalvorständin beim Heizungs- und Klimaspezialisten Viessmann, die schon viel erlebt hat. Die Expertin für Organisationsfragen startete einst bei Hugo Boss, war dann bei Bertelsmann, Otto, SAP, Zalando und McKinsey. Und da sind noch viele andere …
Die Suche der jungen Generation nach Sinn ist kein Blabla.
Ihnen gemein ist: Sie sind nicht älter als Mitte 40, sie sind modern, divers, erfolgreich. Sie haben schon verschiedene Posten und Stationen durchlaufen, im In- und Ausland, in Funktions- und Stabsstellen, und sie haben sich häufig in Zukunftsfeldern wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit bewiesen. Sie sind eher Teamplayer als Einzelkämpfer.
Ihnen gemein ist: Sie sind nicht älter als Mitte 40, sie sind modern, divers, erfolgreich. Sie haben schon verschiedene Posten und Stationen durchlaufen, im In- und Ausland, in Funktions- und Stabsstellen, und sie haben sich häufig in Zukunftsfeldern wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit bewiesen. Sie sind eher Teamplayer als Einzelkämpfer.
Flexiblen Persönlichkeiten gehört die Zukunft
Was brauchen sie, um es noch weiter nach oben zu schaffen? Hanns Goeldel, Deutschlandchef der Personalberatung Egon Zehnder, hat da klare Vorstellungen: „Wer mutig wechselt, in jungen Jahren neue Herausforderungen in fremden Umgebungen sucht und sich damit auch immer wieder beweist, hat beim großen Sprung auf den CEO-Posten die besseren Karten.“ Diesen „flexiblen Persönlichkeiten“ gehöre die Zukunft, sagt auch Klaus Hansen, Partner der Personalberatung Odgers Berndtson. Persönlichkeiten, „die gezeigt haben, dass sie in unterschiedlichen Situationen klarkommen und in der Sache neu denken, dabei aber nicht ihre Haltung und ihre Überzeugungen verlieren“.
Fachkenntnisse, früher das Nonplusultra einer jeden Karriere, seien inzwischen weniger entscheidend. „Alles wissen können sie heute sowieso nicht mehr“, sagt Goeldel. „Extrem wichtig“ aber sei, dass die Kandidatinnen und Kandidaten in Zukunftsfeldern wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit aktiv seien. Mit Geld und Karriereaussichten allein lassen sich heute allerdings kaum noch Arbeitnehmer locken. Durch die Coronapandemie ist die richtige Work-Life-Balance noch wichtiger geworden. Nachgefragt sind vor allem flexible Arbeitszeiten und Einsatzorte. Der Arbeitnehmer von heute kennt seinen Marktwert und fordert ihn selbstbewusst ein. Gerade die jungen, um die Jahrtausendwende geborenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer der sogenannten Generation Z suchen den Sinn hinter ihrer Tätigkeit, wollen etwas schaffen, etwas bewirken. „Die Suche der jungen Generation nach Sinn ist kein Blabla“, sagt Berater Hansen. „Die Sinnhaftigkeit ihrer Tätigkeit ist ihr ein echtes Anliegen und von daher sehr ernst zu nehmen.
Tanja Kewes ist Chefreporterin beim „Handelsblatt“ und verantwortet die Berichterstattung über die Beraterbranche und Corporate Governance.
Claudia Panster ist verantwortliche Redakteurin für Literatur und Schwerpunktthemen beim „Handelsblatt“.
Tanja Kewes ist Chefreporterin beim „Handelsblatt“ und verantwortet die Berichterstattung über die Beraterbranche und Corporate Governance.
Claudia Panster ist verantwortliche Redakteurin für Literatur und Schwerpunktthemen beim „Handelsblatt“.
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