ISLAM

Schluss mit der Muslimfeindlichkeit

Die Gesellschaft in Deutschland muss den Umgang mit dem Islam noch lernen. Das erfordert Differenzierung – und Engagement.

Text: Ahmad Mansour

ISLAM

Schluss mit der Muslimfeindlichkeit

Die Gesellschaft in Deutschland muss den Umgang mit dem Islam noch lernen.
Das erfordert Differenzierung – und Engagement.

Text: Ahmad Mansour

Muslime werden oft pauschal als Gefahr, als Fremdkörper in unserer Gesellschaft wahrgenommen. Man kennt weder ihren Glauben noch ihre Kultur. Ein Feindbild entsteht und macht die Muslime zu einer homogenen Gruppe. Man steckt sie in eine Schublade. Das ist intolerabel. Es ist die Aufgabe aller Menschen in unserer Gesellschaft, Vorurteile gegen Muslime zu bekämpfen, denn sie gehören zu uns dazu.

Der islamistische Terror, die Radikalisierung unter muslimischen Jugendlichen, Desintegration und Gewalt bestätigen oft vorhandene Vorurteile. Eines aber muss klar sein: Vorurteile sind die Pathologie der Rassisten und nicht der Betroffenen. Man braucht keine Anschläge, keinen Terror oder Muslime, die sich danebenbenehmen, um Hass auf Muslime zu schüren.

Glaube und Gläubige 

Anders ist es im Umgang mit der Religion. Viele verwechseln leider Gläubige und die Religion an sich. Natürlich darf man den Islam als Religion kritisieren, Dogmen infrage stellen und undemokratische Inhalte der Religion – und zwar jeder Religion – kritisieren, ja sogar ablehnen. Natürlich sollte die Kritik differenziert und sachlich sein, ohne zu verallgemeinern, und es sollte ein Unterschied gemacht werden zwischen der Religion an sich und den individuellen Verständnissen des Islam, die liberal, spirituell, konservativ oder eben fundamentalistisch sein können.

Ein Beispiel, das zur Beschreibung von Muslimfeindlichkeit häufig herangezogen und in der Gesellschaft oft diskutiert wird, ist das Thema „Kopftuch“. Um es gleich vorwegzunehmen: Kopftuchtragende Frauen dürfen nicht diskriminiert werden! Diese Frauen gehören zu Deutschland dazu. Jedoch ist die Kritik an dem Kopftuch an sich als patriarchalischem Symbol erlaubt. Man darf ablehnen, dass Kinder Kopftücher tragen, man kann auch die theologische Rechtfertigung der Kopftuchpflicht als frauenfeindlich ansehen. Ebenso kann man ablehnen, dass manche das Kopftuch als ein Symbol für Feminismus und Emanzipation bezeichnen – was es meiner Meinung nach ganz sicher nicht ist.

Vorurteile sind die Pathologie der Rassisten und nicht der Betroffenen.

Leider aber wird das Thema von manchen islamistischen Gruppierungen instrumentalisiert, um die Kritik an ihrer Ideologie oder ihren Organisationen als islamfeindlich abzutun. Solche Organisationen machen zwar nicht einmal 20 Prozent der Muslime aus, doch es passt ihnen überhaupt nicht, dass viele Musliminnen und Muslime ihren Glauben als private, spirituelle und unpolitische Angelegenheit begreifen und ihn auch in diesem Sinne praktizieren.

Leider aber wird das Thema von manchen islamistischen Gruppierungen instrumentalisiert, um die Kritik an ihrer Ideologie oder ihren Organisationen als islamfeindlich abzutun. Solche Organisationen machen zwar nicht einmal 20 Prozent der Muslime aus, doch es passt ihnen überhaupt nicht, dass viele Musliminnen und Muslime ihren Glauben als private, spirituelle und unpolitische Angelegenheit begreifen und ihn auch in diesem Sinne praktizieren.

Angriff des politischen Islam

Noch etwas anders sieht es beim politischen Islam aus. Denn dabei handelt es sich um eine fundamentalistische Ideologie. Die Anhänger des politischen Islam verfolgen eine politische Agenda, die undemokratisch ist.

Fest steht: Der politische Islam ist ein Angriff auf die DNA unserer Gesellschaft. Es ist der Versuch, die Gesellschaft langsam auszuhöhlen – zugunsten eines konservativen Islam. Dieser Versuch der „Unterwanderung“ aber ist klar abzugrenzen vom legitimen Willen zur politischen Teilhabe, der von jedem Bürger einer Demokratie erwünscht ist, egal welcher Religion er angehört – auch von Muslimen.

Ahmad Mansour ist Psychologe und Autor aus Berlin. Im September 2022 erschien sein viertes Buch „Operation Allah – Wie der politische Islam unsere Demokratie unterwandern will“ im S. Fischer. Verlag.

Ahmad Mansour ist Psychologe und Autor aus Berlin. Im September 2022 erschien sein viertes Buch „Operation Allah – Wie der politische Islam unsere Demokratie unterwandern will“ im S. Fischer. Verlag.

Auch interessant

Reportage

Alexander Görlach // Religionsfreiheit statt Staatskirche

Die christlichen Kirchen in Deutschland verlieren an Bedeutung. Der Staat muss die altertümliche Finanzierung der Religionsgemeinschaften weiterentwickeln und das Staatskirchenrecht durch ein modernes Religionsrecht ersetzen.

Essay

Elif Özmen // Falsche Vulgarisierung liberaler Freiheit

Universelle Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit, Gewaltenteilung und Parlamentarismus gelten heute ohne Zweifel als Garanten freiheitlicher Ordnungen. Aber was bedeutet das für den Liberalismus, der diese Errungenschaften möglich macht? 

Buchrezension

Karl-Heinz Paqué // Man sieht die Helden vor sich

Zum 175. Mal jährt sich der Mythos 1848, lichterloh brannte es in den Metropolen Europas. Die Historikerin Alexandra Bleyer führt uns auf die Barrikaden in Paris, Berlin und Wien und in die Paulskirche nach Frankfurt – plastisch, sachkundig und wirkungsvoll inszeniert. 

Ein Angebot der

Gesellschaft

Wir verarbeiten Ihre Daten und nutzen Cookies.

Wir nutzen technisch notwendige Cookies, um Ihnen die wesentlichen Funktionen unserer Website anbieten zu können. Ihre Daten verarbeiten wir dann nur auf unseren eigenen Systemen. Mehr Information finden Sie in unseren Datenschutzhinweisen in Ziffer 3. Sie können unsere Website damit nur im technisch notwendigen Umfang nutzen.

Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und unser Angebot für Sie fortlaufend verbessern zu können, nutzen wir funktionale und Marketingcookies. Mehr Information zu den Anbietern und die Funktionsweise finden Sie in unseren Datenschutzhinweisen in Ziffer 3. Klicken Sie ‚Akzeptieren‘, um einzuwilligen. Diese Einwilligung können Sie jederzeit widerrufen.