EDITORIAL
Karl-Heinz Paqué, Herausgeber und Vorsitzender des Vorstands der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit
Liebe Leserinnen und Leser,
vier Jahrzehnte haben wir in Frieden gelebt, jetzt herrscht wieder Krieg – gegen Freiheit und Wohlstand. „Europas Verteidigung“ haben wir deshalb zum Schwerpunkt dieser Ausgabe unseres Magazins gemacht. Drei starke und weitsichtige liberale Frauen zeigen auf, wie wir uns verteidigen können. Estlands Premierministerin Kaja Kallas kennt den Preis der Unabhängigkeit und der Freiheit. Marie-Agnes Strack-Zimmermann weiß als Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Deutschen Bundestags, was wir tun müssen, um als Demokratie und Wirtschaftsmacht auch morgen mitgestalten zu können. Dita Charanzová, Vizepräsidentin des Europaparlaments, hat erlebt, wie es ist, wenn Feinde der Freiheit die EU von innen zersetzen wollen.
Wolfram Eilenberger ordnet Europas Verteidigung ideengeschichtlich ein – mit Blick auf das große Erbe des Philosophen Immanuel Kant, der genau vor 300 Jahren geboren wurde. Der Fortbestand der liberalen Demokratie im Geist der Aufklärung ist bedroht, und zwar sowohl von außen durch Diktaturen als auch von innen durch identitätspolitischen Tribalismus.
Gleichwohl gibt es auch Hoffnung. So in Polen, wo sich die liberale Gesellschaft gegen Autoritarismus und Xenophobie durchgesetzt hat. Diese Erfahrung ist auch für uns in Deutschland wichtig, weil viele Krisen nach gemeinsamer Stärke in Europa verlangen. So die Migration, deren politische Brisanz Gerhard Knaus und Jenni Roth in ihren Beiträgen untersuchen. Und so auch die sozialen Medien als Plattform der Manipulation sowie die Zukunftstechnologie der künstlichen Intelligenz, die neue Regeln brauchen, und zwar solche, die unsere Wertvorstellungen widerspiegeln.
Ganz zentral für die Zukunft sind Erhalt und Ausbau der wirtschaftlichen Stärke Europas. Dabei spielt der Wirtschaftsstandort Deutschland eine maßgebliche Rolle. Der aber schwächelt, Deutschland gilt als „kranker Mann Europas“. Die Dividende der Reformen der 2000er-Jahre ist längst aufgebraucht. Deswegen argumentieren Florian Rentsch und ich für eine mutige Reformpolitik, für mehr Wachstum, für eine Agenda 2030. Wir müssen mit einer neuen offensiven Angebotspolitik die Weichen stellen für eine Wirtschaft, in der Unternehmergeist, Leistungsbereitschaft und Innovationskraft die Zukunft sichern.
Zum Abschluss dieses Heftes wirft Wladislaw Inosemzew, ein namhafter russischer Kritiker von Wladimir Putin, in der Rubrik „Vor Ort“ einen Blick auf sein Land – zwei Jahre nach Einführung harter westlicher Sanktionen. Sein ernüchterndes Urteil: Es geht den Menschen erstaunlich gut, besser, als viele im Westen erwartet hatten. Ein makabres Detail ist dabei das Sterbegeld für gefallene Soldaten. Es fällt für einen 35-jährigen Mann höher aus als der Verdienst, den er erzielte, würde er bis zum Rentenalter weiterleben und weiterarbeiten. Sein Tod im Kampf gegen die Freiheit der Ukraine ist also für seine Familie ökonomisch wertvoller als sein Leben für den Wohlstand Russlands. Das sind Putins zynische Vorstellungen menschlicher Werte. Gegen sie müssen wir Europa verteidigen.
EDITORIAL
Karl-Heinz Paqué, Herausgeber und Vorsitzender des Vorstands der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit
Liebe Leserinnen und Leser,
vier Jahrzehnte haben wir in Frieden gelebt, jetzt herrscht wieder Krieg – gegen Freiheit und Wohlstand. „Europas Verteidigung“ haben wir deshalb zum Schwerpunkt dieser Ausgabe unseres Magazins gemacht. Drei starke und weitsichtige liberale Frauen zeigen auf, wie wir uns verteidigen können. Estlands Premierministerin Kaja Kallas kennt den Preis der Unabhängigkeit und der Freiheit. Marie-Agnes Strack-Zimmermann weiß als Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Deutschen Bundestags, was wir tun müssen, um als Demokratie und Wirtschaftsmacht auch morgen mitgestalten zu können. Dita Charanzová, Vizepräsidentin des Europaparlaments, hat erlebt, wie es ist, wenn Feinde der Freiheit die EU von innen zersetzen wollen.
Wolfram Eilenberger ordnet Europas Verteidigung ideengeschichtlich ein – mit Blick auf das große Erbe des Philosophen Immanuel Kant, der genau vor 300 Jahren geboren wurde. Der Fortbestand der liberalen Demokratie im Geist der Aufklärung ist bedroht, und zwar sowohl von außen durch Diktaturen als auch von innen durch identitätspolitischen Tribalismus.
Gleichwohl gibt es auch Hoffnung. So in Polen, wo sich die liberale Gesellschaft gegen Autoritarismus und Xenophobie durchgesetzt hat. Diese Erfahrung ist auch für uns in Deutschland wichtig, weil viele Krisen nach gemeinsamer Stärke in Europa verlangen. So die Migration, deren politische Brisanz Gerhard Knaus und Jenni Roth in ihren Beiträgen untersuchen. Und so auch die sozialen Medien als Plattform der Manipulation sowie die Zukunftstechnologie der künstlichen Intelligenz, die neue Regeln brauchen, und zwar solche, die unsere Wertvorstellungen widerspiegeln.
Ganz zentral für die Zukunft sind Erhalt und Ausbau der wirtschaftlichen Stärke Europas. Dabei spielt der Wirtschaftsstandort Deutschland eine maßgebliche Rolle. Der aber schwächelt, Deutschland gilt als „kranker Mann Europas“. Die Dividende der Reformen der 2000er-Jahre ist längst aufgebraucht. Deswegen argumentieren Florian Rentsch und ich für eine mutige Reformpolitik, für mehr Wachstum, für eine Agenda 2030. Wir müssen mit einer neuen offensiven Angebotspolitik die Weichen stellen für eine Wirtschaft, in der Unternehmergeist, Leistungsbereitschaft und Innovationskraft die Zukunft sichern.
Zum Abschluss dieses Heftes wirft Wladislaw Inosemzew, ein namhafter russischer Kritiker von Wladimir Putin, in der Rubrik „Vor Ort“ einen Blick auf sein Land – zwei Jahre nach Einführung harter westlicher Sanktionen. Sein ernüchterndes Urteil: Es geht den Menschen erstaunlich gut, besser, als viele im Westen erwartet hatten. Ein makabres Detail ist dabei das Sterbegeld für gefallene Soldaten. Es fällt für einen 35-jährigen Mann höher aus als der Verdienst, den er erzielte, würde er bis zum Rentenalter weiterleben und weiterarbeiten. Sein Tod im Kampf gegen die Freiheit der Ukraine ist also für seine Familie ökonomisch wertvoller als sein Leben für den Wohlstand Russlands. Das sind Putins zynische Vorstellungen menschlicher Werte. Gegen sie müssen wir Europa verteidigen.