Update
Die sozialen Medien haben ihre Unschuld verloren und sind zu Instrumenten der Desinformation geworden. Regierungen wollen sie nun zu mehr Regeln verpflichten.
Text: Michael Hirz
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Die sozialen Medien haben ihre Unschuld verloren und sind zu Instrumenten der Desinformation geworden. Regierungen wollen sie nun zu mehr Regeln verpflichten.
Text: Michael Hirz
Der ehemalige Trump-Berater Steve Bannon beschrieb seine perfide Medienstrategie so: „Flutet das Netz mit Mist!“ Je mehr Falschinformationen gepostet werden, so das Kalkül, je mehr teils abstruse Anwürfe gegen den politischen Gegner und vermeintlich abgehobene Washingtoner Eliten, desto größer die Verunsicherung und damit die Chancen für einen autoritären Aufräumer wie Donald Trump. Bannon hatte als einer der ersten politischen Akteure das enorme Potenzial erkannt, das in den sozialen Netzwerken steckt. Zwar hatte schon Obama zuvor die sozialen Netzwerke für die unmittelbare Kommunikation mit Wählerinnen und Wählern genutzt. Aber Bannon attackierte systematisch die klassischen Medien, zeichnete das Zerrbild einer Verschwörung von medialen und politischen Eliten gegen das Volk. Die Dominanz der traditionellen Zeitungen und großen Sender mit ihrer Wächterfunktion wurde so beerdigt. Inzwischen ist Bannons Saat aufgegangen.
Allein schon die schiere Menge an Desinformation dürfte dafür sorgen, dass beabsichtigte Zweifel an der Legitimität politischen und staatlichen Handelns um sich greifen.
Die sozialen Medien haben ihre Unschuld verloren und sind mit der massenhaften Verbreitung von Hassbotschaften und Fake News zu Brandbeschleunigern für Polarisierung mutiert. Einen Schub erfuhr diese Entwicklung durch den technischen Fortschritt und dabei zunehmend auch durch KI. Absichtsvoll gefälschte Texte, Audiodateien und vor allem Videos haben eine Qualitätsstufe erreicht, die es selbst Profis immer schwerer macht, sie zu entlarven. Für die lawinenhafte Verbreitung sorgen gefälschte Nutzerkonten und regelrechte Trollfabriken.
Allein schon die schiere Menge an Desinformation dürfte dafür sorgen, dass beabsichtigte Zweifel an der Legitimität politischen und staatlichen Handelns um sich greifen. Entsprechend hat das Weltwirtschaftsforum in seinem aktuellen Bericht KI-generierte Falschinformationen als Risiko Nummer eins für Gesellschaft und Wirtschaft eingestuft.
Was heißt das in einem Jahr, in dem Europawahlen stattfinden, in drei Bundesländern über die Sitzverteilung entschieden wird und in der Supermacht USA ein neuer Präsident gewählt wird? Wie massiv ist der Einfluss, den nicht demokratische Mächte in manipulativer Absicht auf den Ausgang von Wahlen nehmen? Was bedeutet das für die Legitimation von Gewählten? Deutlich wird, dass die Anbieter sozialer Medien – Facebook, X (früher Twitter), TikTok oder Messengerdienste wie Telegram – das Problem des Desinformations-Bombardements nicht in den Griff bekommen und sich offenbar auch nicht ernsthaft darum bemühen.
Im Gegenteil, im Zuge von Sparmaßnahmen haben machtvolle Plattformen wie Elon Musks X oder Facebook gerade dort Personal entlassen, wo verbreitete Inhalte auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft werden. Macht und Verantwortung stehen in der Welt der Techkonzerne offensichtlich in keinerlei Verbindung. Möglich ist, dass nun die USA und die EU die Betreiber großer Netzwerke doch in die Pflicht nehmen, wie es für traditionelle Verlage, Sender und deren Qualitätsmedien selbstverständlich ist. Freiheit, Liberale wissen das, ist immer gekoppelt an Verantwortung. Deshalb braucht sie klare Regeln.
Michael Hirz ist als Journalist und Moderator seit vielen Jahren intensiver Beobachter politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Prozesse
Michael Hirz ist als Journalist und Moderator seit vielen Jahren intensiver Beobachter politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Prozesse
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