Dennis Meadows et al. (1974): „Die Grenzen des Wachstums – Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit“

IM KONTEXT

Falsche Vorhersagen, richtige Wirkungen

Vor 50 Jahren erschien das Buch „The Limits to Growth“ des Club of Rome. Es wurde in 30 Sprachen übersetzt; 30 Millionen Exemplare wurden über die Jahre verkauft. Ein Bestseller mit ungeheurer Wirkung. 

TEXT: KARL-HEINZ PAQUÉ

IM KONTEXT

Falsche Vorhersagen, richtige Wirkungen

Vor 50 Jahren erschien das Buch „The Limits to Growth“ des Club of Rome. Es wurde in 30 Sprachen übersetzt; 30 Millionen Exemplare wurden über die Jahre verkauft. Ein Bestseller mit ungeheurer Wirkung. 

TEXT: KARL-HEINZ PAQUÉ

Dennis Meadows et al. (1974): „Die Grenzen des Wachstums – Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit“ Nur noch antiquarisch erhältlich!

Kaum war die Studie „The Limits to Growth“ 1972 erschienen, begann für den Rest der Siebzigerjahre und darüber hinaus eine intensive Diskussion über die darin verwendeten Prognosen und Methodiken. Alles in der Studie war ganz einfach gestrickt: Die Gruppe von Forschern mit vor allem natur- und ingenieurwissenschaftlichem Hintergrund hatten im Wesentlichen die Zuwachsraten des globalen Verbrauchs von Rohstoffen fortgeschrieben. Das Ergebnis, eigentlich kaum überraschend: In absehbarer Zeit gehen die Vorräte wichtiger Rohstoffe zu Ende, allen voran des Öls. Das globale Wirtschaftsleben droht also – hart und gnadenlos – gegen eine Grenze der Verfügbarkeit von Ressourcen zu stoßen, mit verheerenden Folgen für Wachstum und Wohlstand.

Die Welt war fasziniert von diesem apokalyptischen Szenario. Doch unter Ökonomen lösten die Modelle und Vorhersagen eher allgemeines Kopfschütteln aus. Denn der Club of Rome ließ keinen Platz für die Wirkung des marktwirtschaftlichen Preismechanismus, der bei Verknappung zumindest mittel- und langfristig reagiert und kräftige Vorgänge der Substitution von Rohstoffen vor allem über den induzierten technischen Fortschritt in Gang setzt. Prominente Volkswirte wiesen früh mit kritischem Nachdruck darauf hin – so in den Vereinigten Staaten der „Vater“ der neoklassischen Wachstumstheorie und spätere Nobelpreisträger für Ökonomie Robert Solow, in Deutschland der Präsident des Instituts für Weltwirtschaft Herbert Giersch.

Sie behielten völlig recht. Bis Mitte der Achtzigerjahre schossen die Öl- und Rohstoffpreise in zwei großen Schüben 1973/75 und 1980/82 in die Höhe, und im marktwirtschaftlichen Westen kam es zu (durchaus schmerzlichen) Anpassungsprozessen, die aber schließlich die Abhängigkeit vom Öl und verwandten Rohstoffen drastisch minderten. Der Ressourcenkollaps blieb aus. Ab Mitte der Achtzigerjahre gingen die Öl- und Rohstoffpreise an den Weltmärkten sogar zurück, auch als Ergebnis des erfolgreichen Strukturwandels in den führenden westlichen Industrienationen. Ganz anders übrigens war das Bild im sowjetkommunistischen Osten Europas: Dort blieb der Strukturwandel aus, und genau deshalb verschärfte sich die dortige Systemkrise bis hin zum Zusammenbruch der Planwirtschaft mit dem Fall des Eisernen Vorhangs und der Berliner Mauer.

Kurzum: Der Club of Rome wurde wirtschaftlich widerlegt. Aber er hat gleichwohl Wichtiges geleistet. Denn mit seinem Impuls begann eine Diskussion, die sich bis heute fortsetzt: Wie kann es gelingen, „Grenzen des Wachstums“ durch die Innovationskraft der Marktwirtschaft – unterstützt durch den Staat – in nur vorübergehende Engpässe zu verwandeln, die überwindbar sind? Eben dies hat eine ganze Generation von Intellektuellen (einschließlich des Verfassers dieser Zeilen) motiviert, sich mit dem Strukturwandel hoch entwickelter Volkswirtschaften intensiv zu beschäftigen.

Die politischen Meinungen gehen dabei unverändert auseinander: Liberale vertrauen stark auf Markt und Preis als treibende Kräfte und weit weniger auf Wissen und Weisheit des Staates; Sozialdemokraten und Grüne halten es umgekehrt. Aber wenigstens wissen wir ziemlich genau, worüber wir streiten. Dank des Club of Rome.

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