JUNGE KOLUMNE

Sorglos in die Schuldenfalle

Junge Menschen bezahlen Einkäufe gern per Kredit. Das wird immer öfter zum handfesten Problem.

Text: Felix Langrock

JUNGE KOLUMNE

Sorglos in die Schuldenfalle

Junge Menschen bezahlen Einkäufe gern per Kredit. Das wird immer öfter zum handfesten Problem.

Text: Felix Langrock

Sage und schreibe sechs Millionen Menschen in Deutschland sind überschuldet. Fast zwei Millionen von ihnen sind junge Erwachsene unter dreißig Jahren. Gerade für sie können Schulden das Privatleben weitreichend beeinflussen. Denn frühe Schulden beeinträchtigen den späteren Lebensverlauf. So prüft die Schufa, ob Privatpersonen kreditwürdig sind, zum Beispiel wenn sie Miet- oder Handyverträge abschließen wollen. Wer Schulden hat, geht im Zweifel leer aus. Warum aber tappen gerade wir Jugendliche und junge Erwachsene besonders häufig in die Schuldenfalle? Paradoxerweise fühlt sich die Generation der 18- bis 24-Jährigen besonders sicher im Umgang mit Geld. Das zumindest belegt eine Umfrage des Inkasso-Unternehmens Lowell Group über die Finanzbildung der Deutschen. Von 2000 Befragten gaben mehr als 80 Prozent der 18- bis 24-Jährigen an, dass sie finanziell Bescheid wüssten.

Die Finanzbildung erfolgt häufig über soziale Medien. Dabei sind wesentliche Wissenslücken erkennbar: So wussten fast zwei Drittel der befragten jungen Erwachsenen nichts von der Funktion der Schufa. Fast genauso groß war ihr Unwissen darüber, wie Darlehen funktionieren. Angesichts neuer Zahlungsmethoden, die auch Kreditfunktionen anbieten, ist das durchaus alarmierend. Denn sogenannte Buy-Now-Pay-Later-Optionen sind unter jungen Menschen besonders beliebt. Zahlungsabwickler wie Klarna oder Afterpay trennen damit den Erwerb des Produkts von der Zahlung. Über eine längere Zeit kann das Produkt anschließend in Raten abbezahlt werden. Das Risiko: So sammeln sich Ratenzahlungen schnell an, und der Überblick geht leicht verloren.

Das Perfide: Werbung und Marketing konzentrieren sich besonders auf junge Menschen, weil diese die Konsequenzen ihres Kaufs nicht bedenken und gern auch teure Produkte auf Kredit kaufen. Auch wenn lediglich ein Drittel der Befragten die Funktionsweise dieser Zahlungsmodelle versteht, würde nur rund die Hälfte den Kauf aufschieben, um die Aufnahme neuer Schulden zu vermeiden.

Junge Menschen wissen oft wenig über Kredite. Das ist alarmierend.

Das zeigt vor allem eines: die Sorglosigkeit, mit der gerade junge Menschen Konsumschulden bilden. Vermeintlich unkomplizierte Verfahren durch Buy-Now-Pay-Later-Modelle erhöhen die Anreize. Beiträge in den sozialen Medien, in denen Jugendliche mit ihren Schulden prahlen, begünstigen die Sorglosigkeit zusätzlich.

Das zeigt vor allem eines: die Sorglosigkeit, mit der gerade junge Menschen Konsumschulden bilden. Vermeintlich unkomplizierte Verfahren durch Buy-Now-Pay-Later-Modelle erhöhen die Anreize. Beiträge in den sozialen Medien, in denen Jugendliche mit ihren Schulden prahlen, begünstigen die Sorglosigkeit zusätzlich.

Die Fähigkeit der Jugendlichen, verlockenden Kaufanreizen zu widerstehen, ist absolut notwendig. Erste Anzeichen dafür, dass sich das Bewusstsein beim Thema Verschuldung verändert, gibt es schon. Allein in den vergangenen zwölf Monaten haben die Google--Suchanfragen nach „Schulden schnell abbauen“ um fast 200 Prozent zugenommen. Einfache Mittel wie Ausgabenübersichten könnten das Risiko deutlich verringern, in eine Schuldenfalle zu geraten. Digitale Tools auf dem Handy verbessern den Überblick über die eigenen Finanzen. Und schließlich hilft eine uralte Idee: Sparen statt Kredit.

Felix Langrock ist Student der Rechtswissenschaften am King’s College in London

Felix Langrock ist Student der Rechtswissenschaften am King’s College in London

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