FUNDSTÜCK

„Männliche Mördergruben“

Der lange und beschwerliche Weg von
Frauen in die Machtzirkel der Politik.

Text: Thomas Volkmann


FUNDSTÜCK

„Männliche Mördergruben“

Der lange und beschwerliche Weg von Frauen in die Machtzirkel der Politik.

Text: Thomas Volkmann


 Junge Mädchen mit engen Hosen und weiten Pullis, die manchmal die Zuhörer-Tribünen unserer Parlamente bevölkern, fragen gern, weshalb „da unten“ – im Halbkreis der Abgeordneten – so wenig Frauen säßen. Wenn man ihnen dann ein wenig aus der Geschichte der Frauenbewegung erzählt und von jenen ersten englischen Suffragetten, die sich jetzt vor 50 Jahren um des Frauenwahlrechts willen von Londoner „Bobbys“ an den Haaren zum Gefängniswagen schleifen ließen, dann schauen sie einen an, als handle es sich um eine Geschichte aus dem finsteren Mittelalter. (…)

Wie ergeht es heute einer Frau, wenn sie – mit oder ohne männliche Hilfe – die ersten Bewährungsproben bestanden und Mitglied eines Stadtrates oder Parlamentes geworden ist? Wie kann sie sich behaupten? Wie vermag sie sich durchzusetzen, und welchen Einfluss hat sie im Kampf um die Macht, und welchen Anteil nimmt sie daran? Zu diesen etwas heiklen Fragen möchte ich im Rahmen dieses Artikels nur sehr vorsichtig feststellen: Ganz sicher werden die weiblichen Mitglieder von Parteien und Parlamenten gern gesehen und gern gelitten (und das ist schon ein nicht zu unterschätzender Fortschritt!), solange sie fleißige, begütigend wirkende, den männlichen Meinungen und Praktiken nicht widersprechende Wesen sind und solange sie sich auf die sogenannten „fraulichen Belange“ beschränken. Falls sie aber hin und wieder gegen den Stachel löcken sollten (und ich kenne in allen Parteien Frauen, die dies tun), falls sie aus ihrem fraulichen Herzen keine männliche Mördergrube machen, dann sieht die Sache schon wesentlich anders und viel problematischer aus.

Georg Simmel: „Die Großstädte und das Geistesleben“, 1903. Suhrkamp, Berlin (2021), 80 Seiten

Zähe Kämpferin

Dieser Beitrag der großen Liberalen Hildegard Hamm-Brücher ist nun auch schon wieder über fünfzig Jahre alt, und trotzdem in gewisser Weise noch immer aktuell. Noch immer ist der Frauenanteil in den deutschen Parlamenten, vor allem im Deutschen Bundestag, zu gering. Noch immer stoßen Frauen, die sich für eine Mitwirkung in der Politik interessieren, auf Widerstände persönlicher wie faktischer Art. Oder – genauso schlimm – sie sehen für sich eine politische Mitwirkung nicht als machbar oder gar erstrebenswert an, etwa weil ihnen die männliche Dominanz in der Politik missfällt, weil sie mit den Ritualen und Tricks vieler „Platzhirsche“ in Parteiführungen und Parlamenten nicht klarkommen oder weil ihnen aufgrund familiärer Verpflichtungen schlicht die Zeit fehlt. Es gibt noch viel zu tun, bis eine angemessene Repräsentanz von Frauen in der Politik – von der lokalen, kommunalen Ebene bis zum Bundesparlament – erreicht ist. Die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit wird sich in den kommenden Monaten des Themas verstärkt annehmen.

Thomas Volkmann ist Stellvertretender Leiter des Liberalen Instituts. Er wurde in Bochum geboren und geprägt und hat ein Magisterstudium der Fächer Sozialwissenschaften / Schwerpunkt Politikwissenschaft, Geschichte und Philosophie an der FernUniversität Hagen abgeschlossen.

Thomas Volkmann ist Stellvertretender Leiter des Liberalen Instituts. Er wurde in Bochum geboren und geprägt und hat ein Magisterstudium der Fächer Sozialwissenschaften / Schwerpunkt Politikwissenschaft, Geschichte und Philosophie an der FernUniversität Hagen abgeschlossen.

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