UPDATE
Die hyperventilierende Berichterstattung gegen eine vermeintliche Verbots- und Erziehungsdiktatur verunsichert die Leserinnen und Leser. Das Interesse an qualitativ hochwertigen Informationen steigt, wie erfolgreiche Medien und Verlage zeigen.
Text: Michael Hirz
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Die hyperventilierende Berichterstattung gegen eine vermeintliche Verbots- und Erziehungsdiktatur verunsichert die Leserinnen und Leser. Das Interesse an qualitativ hochwertigen Informationen steigt, wie erfolgreiche Medien und Verlage zeigen.
Text: Michael Hirz
Leben wir eigentlich in einem woken Tollhaus? Einem Land, in dem unerbittlicher Tugendterror herrscht? Den Eindruck vermitteln zumindest etliche reichweitenstarke Medien mit ihrer hyperventilierenden Berichterstattung. Doch vor dem Abgleiten in eine kollektive Hysterie empfiehlt es sich auch für ein weitgehend entchristlichtes Land, die Kirche im Dorf zu lassen.
Denn in der Regel handelt es sich, statistisch belegt, um Einzelfälle, die hier den Blutdruck in die Höhe treiben: die katholische Kita, die auf das Basteln von Muttertagsgeschenken verzichtet, der angebliche Kotau eines deutschen Gerichts vor der Scharia, die Ausladung eines weltanschaulich nicht genehmen Redners an einer Universität. Und selbst die von Medien aufgespießten Fälle stellen sich bei genauerer Betrachtung oft als stark überzeichnet oder gar komplett falsch heraus.
Der Rohstoff für Demokratie ist belastbare Information, sie ist die Basis für Meinungsbildung und Entscheidungen.
Natürlich gibt es Fälle von Cancel Culture, von Wokeness und übertriebener Political Correctness. Aber das sind meist Einzelfälle, randständige Phänomene, die die Angstlust des Publikums bedienen – und Medien Auflage, Quote sowie Klicks bringen. Nicht um Information und Aufklärung geht es, sondern um Gefühle, Ängste und Vorurteile. Vor lauter Pulverdampf kann man die Wirklichkeit kaum noch wahrnehmen. Kurzfristig mag das krisengeschüttelten Zeitungen oder Sendern das Überleben retten. Längerfristig untergräbt es Anspruch und Autorität der Medien. Der Rohstoff für Demokratie ist belastbare Information, sie ist die Basis für Meinungsbildung und Entscheidungen. Die Verantwortung besteht darin, durch sauber recherchierte Fakten die Möglichkeit zur Einordnung zu geben, ein verlässlicher Kompass zu sein.
Dass selbst ehedem seriöse Medien schrille Anekdoten aufgreifen und verallgemeinern, hat auch mit dem Niedergang des herkömmlichen, werbefinanzierten Geschäftsmodells zu tun. Redaktionen werden seit Jahren ausgedünnt, und damit wird auch ihre Kompetenz ausgehöhlt. Statt hoch spezialisierter Journalistinnen und Journalisten sind heute Generalisten gefragt, die rund um die Uhr Content produzieren. Qualitätssteigernd kann das nicht sein. Dann ist unterkomplexe Zuspitzung statt einordnender Differenzierung programmiert.
Dass es auch anders geht, zeigen Beispiele vor allem in den USA. Neben „New York Times“ und „Washington Post“ haben Angebote wie „Politico“ das Spektrum erweitert. Trotz hoher Abo-Preise oder teurer Bezahlschranken florieren die Geschäftsmodelle. Dabei wird breite Information ergänzt durch in die Tiefe gehende Beiträge von Journalistinnen und Journalisten mit hoher Fachkompetenz. In Deutschland versucht der Berliner „Tagesspiegel“, diesen Weg zu gehen. Offensichtlich gibt es auch beim jüngeren Publikum ein Interesse, belastbares, einordnendes Wissen über Ereignisse und Entwicklungen zu erwerben. Für polarisierenden Klick- und Krawall-Journalismus keine gute Nachricht. Für Qualitäts-Journalismus schon. Und für die Gesellschaft auch.
Natürlich gibt es Fälle von Cancel Culture, von Wokeness und übertriebener Political Correctness. Aber das sind meist Einzelfälle, randständige Phänomene, die die Angstlust des Publikums bedienen – und Medien Auflage, Quote sowie Klicks bringen. Nicht um Information und Aufklärung geht es, sondern um Gefühle, Ängste und Vorurteile. Vor lauter Pulverdampf kann man die Wirklichkeit kaum noch wahrnehmen. Kurzfristig mag das krisengeschüttelten Zeitungen oder Sendern das Überleben retten. Längerfristig untergräbt es Anspruch und Autorität der Medien. Der Rohstoff für Demokratie ist belastbare Information, sie ist die Basis für Meinungsbildung und Entscheidungen. Die Verantwortung besteht darin, durch sauber recherchierte Fakten die Möglichkeit zur Einordnung zu geben, ein verlässlicher Kompass zu sein.
Dass selbst ehedem seriöse Medien schrille Anekdoten aufgreifen und verallgemeinern, hat auch mit dem Niedergang des herkömmlichen, werbefinanzierten Geschäftsmodells zu tun. Redaktionen werden seit Jahren ausgedünnt, und damit wird auch ihre Kompetenz ausgehöhlt. Statt hoch spezialisierter Journalistinnen und Journalisten sind heute Generalisten gefragt, die rund um die Uhr Content produzieren. Qualitätssteigernd kann das nicht sein. Dann ist unterkomplexe Zuspitzung statt einordnender Differenzierung programmiert.
Dass es auch anders geht, zeigen Beispiele vor allem in den USA. Neben „New York Times“ und „Washington Post“ haben Angebote wie „Politico“ das Spektrum erweitert. Trotz hoher Abo-Preise oder teurer Bezahlschranken florieren die Geschäftsmodelle. Dabei wird breite Information ergänzt durch in die Tiefe gehende Beiträge von Journalistinnen und Journalisten mit hoher Fachkompetenz. In Deutschland versucht der Berliner „Tagesspiegel“, diesen Weg zu gehen. Offensichtlich gibt es auch beim jüngeren Publikum ein Interesse, belastbares, einordnendes Wissen über Ereignisse und Entwicklungen zu erwerben. Für polarisierenden Klick- und Krawall-Journalismus keine gute Nachricht. Für Qualitäts-Journalismus schon. Und für die Gesellschaft auch.
Michael Hirz ist als Journalist und Moderator seit vielen Jahren intensiver Beobachter politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Prozesse
Michael Hirz ist als Journalist und Moderator seit vielen Jahren intensiver Beobachter politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Prozesse
Wer die Ost-West-Debatten verfolgt, muss sein Erstaunen verbergen – und debattiert lieber mit, um sich nicht mangelnder Sensibilität für aktuelle Probleme anzumahnen. Natürlich sind diese Debatten meist Ost-Ost-Debatten, wobei die Himmelsrichtungen durcheinandergeraten durch die, die aus dem Osten weggezogen oder dorthin umgesiedelt sind.
Die Kryptowährung polarisiert die Menschen: Viele begeistern sich für eine Währung ohne Bank, andere misstrauen dem digitalen Geld. Mit seinem Buch „Die orange Pille“ versucht der Kulturjournalist Ijoma Mangold, Gegner mit Bitcoin-Fans zu versöhnen.
1923 tritt der liberale Politiker Gustav Stresemann vor den Reichstag. In einer viel beachteten Rede will er aus der Machtfrage um das besetzte Ruhrgebiet eine Wirtschaftsfrage machen und legt so die Grundlagen für mehr internationale Zusammenarbeit.