Rezension
Johan Norberg widerlegt die Kritiker des Kapitalismus. Und dies mit Schwung und Überzeugungskraft.
Text: Karl-Heinz Paqué
Rezension
Johan Norberg widerlegt die Kritiker des Kapitalismus. Und dies mit Schwung und Überzeugungskraft.
Text: Karl-Heinz Paqué
Es ist absurd. Seit Jahrzehnten liefert die Wirtschaftsgeschichte ein Beispiel nach dem anderen für den Erfolg der Marktwirtschaft und das klägliche Versagen praktisch aller Versuche, mit irgendeiner Form der protektionistischen Planwirtschaft das Schicksal einzelner Nationen zu verbessern. Und trotzdem stehen die intellektuellen Kritiker des Kapitalismus von links und rechts Schlange, um dieses „ausbeuterische“ Wirtschaftssystem mit scharfen Worten zu verdammen. Die Linke glaubt, die Ausbeutung des globalen Südens durch den globalen Norden zu beobachten; die Rechte diagnostiziert den Job- und Statusverlust der Arbeiterschaft im Norden durch die unlautere Konkurrenz aus dem Süden.
Alles falsch!, so Johan Norberg. Unter dem ironischen Titel „Life under Sa-vage Capitalism“ im wichtigen ersten von neun Kapiteln des überaus lesenswerten Buches liefert er schon die entscheidenden Argumente. Für den Verfasser dieser Zeilen, selbst liberaler Volkswirt, hat er damit einen fast lebenslangen Erkenntnisprozess nachgezeichnet – und dies in erfreulich klarer Sprache und mit klug dosiertem Humor.
Norberg lässt nichts aus an wichtigen Eckdaten der weltwirtschaftlichen Entwicklung. Er präsentiert die drei letzten Jahrzehnte der verstärkten Globalisierung durch die marktwirtschaftliche Öffnung großer Teile der Welt als jene Erfolgsgeschichte des Fortschritts, die sie nun mal ist – etwa mit drastischer Abnahme von Armut, Hunger, Kindersterblichkeit und Analphabetentum. All jene Länder, die den Weg der Liberalisierung gingen, machten in jeder Hinsicht gewaltige Fortschritte, und die anderen nicht – unabhängig von Religion und Wertesystem sowie Ressourcen, mit denen die jeweiligen Nationen starteten.
Der klassische Liberalismus taugt auch als Kompass für die Zukunft.
Johan Norberg:
„The Capitalist Manifesto. Why the Global Market Will Save the World“
Atlantic Books, London, 340 Seiten
Max Weber sah zu Beginn des 20. Jahrhunderts den Schlüssel zum Wirtschaftswachstum in der protestantischen Ethik, Gunnar Myrdal ein halbes Jahrhundert später im Rohstoffreichtum. Beide und viele andere prominente „Experten“ lagen völlig falsch, denn asiatische Länder mit konfuzianischen Werten und ohne Rohstoffe waren diejenigen, die am schnellsten aufholten. Warum? Weil sie ihre Wirtschaft für Handel und Wettbewerb öffneten. Dies wirkt überall – vorausgesetzt, die Eigentumsrechte sind klar definiert und es herrschen wirtschaftliche Freiheit und Friede. Das ist der universale Schlüssel, um sich auf den Weg zum Wohlstand zu machen: durch Arbeitsteilung und Spezialisierung.
Pünktlich zum 300. Geburtstag von Adam Smith präsentiert Johan Norberg ein überzeugendes empirisches Weltbild, das bemerkenswert gut die Kernthesen des großen schottischen Moralphilosophen belegt. Und er zeigt, dass der klassische Liberalismus auch als Kompass für die Zukunft taugt – im Umgang mit der vielleicht größten Herausforderung: dem Klimawandel. Denn es gibt einen empirisch evidenten Zusammenhang zwischen dem Wohlstand eines Landes – gemessen am Bruttoinlandsprodukt pro Kopf – und dessen klimapolitischer Leistungsfähigkeit. Die Gründe liegen auf der Hand: Die Bereitschaft zur ökologischen Rücksichtnahme nimmt mit dem Lebensstandard zu, genauso wie das technologische Wissen, diese durch kluge Investitionen überhaupt in die Tat umzusetzen.
Auch die Zukunft gehört also dem Kapitalismus, allen Unkenrufen von Intellektuellen zum Trotz. So sieht es – zu Recht – Johan Norberg. Er liefert damit eine erfrischende Lektüre für marktwirtschaftliche Liberale. Aber mehr noch Stoff zum Nachdenken für planwirtschaftliche Sozialisten und grüne Propheten der Klimakatastrophe.
Karl-Heinz Paqué, Herausgeber und Vorsitzender des Vorstands der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit
Karl-Heinz Paqué, Herausgeber und Vorsitzender des Vorstands der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit
Die Digitalisierung ist allgegenwärtig – und mit ihr das Interesse an den Daten, die Nutzerinnen und Nutzer im Internet hinterlassen. Die nachlässige Offenheit aber bedroht unsere Freiheit, schreibt der Datenschutzexperte Johannes Caspar.
Liberale Denker im historischen Rückblick: Karen Horn bringt uns den schottischen Aufklärer wieder näher – und stellt dabei einige Missverständnisse richtig.
Mit seiner Austellung „New York 9/11“ in Leipzig bietet der Künstler Yadegar Asisi einen besonderen und sehr emotionalen Zugang zu den Terroranschlägen in New York.