Start-Up-Mindset

Für Gründerinnen
zählt Sicherheit

In wirtschaftlich unsicheren Zeiten sitzt das Geld bei Investoren nicht mehr so locker. Zum Gründen also nicht gerade der ideale Moment. Neueste Zahlen belegen, dass sich die Stimmung vor allem auf Frauen auswirkt. Woran liegt das?

Text: Kira Brück

Susann Hoffmann (l.) und Philippa Koenig sind Serien-Gründerinnen –
jetzt mit der Kinderbrillen-Marke Manti Manti.

Start-Up-Mindset

Für Gründerinnen
zählt Sicherheit

In wirtschaftlich unsicheren Zeiten sitzt das Geld bei Investoren nicht mehr so locker. Zum Gründen also nicht gerade der ideale Moment. Neueste Zahlen belegen, dass sich die Stimmung vor allem auf Frauen auswirkt. Woran liegt das?

Text: Kira Brück


Susann Hoffmann (l.) und Philippa Koenig sind Serien-Gründerinnen – jetzt mit der Kinderbrillen-Marke Manti Manti.
Susann Hoffmann (l.) und Philippa Koenig sind Serien-Gründerinnen – jetzt mit der Kinderbrillen-Marke Manti Manti.

Die kollektive Habachtstellung macht schon länger die Runde: Vielen steckt die Pandemie noch in den Knochen, dazu Inflation, hohe Zinsen, Kriege. So eine multiple Krise wirkt sich auf unzählige Bereiche aus, so auch auf die Gründerszene. Die Zahlen, die der Deutsche Startup Monitor jüngst herausgegeben hat, sind also keine Überraschung: Die Gründerinnenquote ist nach Jahren des kontinuierlichen Anstiegs erstmals rückläufig – mit 18,8 Prozent aber weiterhin auf einem niedrigen Niveau. Im vergangenen Jahr lag sie bei 20,7 Prozent.

Gründerin Susann Hoffmann wundert das nicht. „Sicherheit ist für viele gerade das höchste Gut, da wird das Angestelltendasein umso attraktiver“, sagt die 42-Jährige. „Eine Gründung ohne unmittelbar sicheres Einkommen bedarf weit mehr Risikobereitschaft. Denn natürlich kommen Frauen auch schwieriger an Risikokapital und Geld von Investoren“, räumt Hoffmann ein. Da das Venture Capital in der aktuell angespannten wirtschaftlichen Lage nicht mehr so locker sitzt, haben es Frauen umso schwerer, ein Unternehmen aufzubauen. Nach wie vor sei das Vertrauen von Investoren in Gründerinnen nicht stark genug. „Der 25-jährige WHO-Absolvent wird ohne Berufserfahrung hofiert. Am Ende ist Gründen – und das finde ich extrem schade – in Teilen noch immer ein Statusthema“, sagt Hoffmann. Rollenklischees seien nach wie vor fest in unserer Gesellschaft verankert, in Schulen, in konservativen Branchen – und auch im Start-up-Bereich.

Hoffmann hat erstmals 2014 gegründet: das Online-Magazin Edition F, das 2022 vom Funke-Verlag gekauft wurde. Im selben Jahr machte sie mit Philippa Koenig, ehemals CCO bei Amorelie, gemeinsame Sache. Ihr Start-up Manti Manti will Kinderbrillen in cool machen. Denn noch immer sind viele Mädchen und Jungen nicht glücklich, wenn sie eine Brille brauchen. Hoffmann und Koenig wollen das ändern: Ihre Modelle sind funktional und sehr leicht, sie werden in Deutschland gefertigt, das Material besteht aus nachhaltigem Rohstoff.

Dass sie fachfremd gegründet hat, ist für Hoffmann kein Thema: „Die größte Kraft im Unternehmertum liegt im Kollaborieren, sich verletzlich zu zeigen und nicht so zu tun, als wisse man alles, nur weil man Chefin ist.“ Sie habe Menschen mit Wissen und Erfahrung dazugeholt: einen Augenoptikmeister, einen Konstrukteur sowie Produktionspartner, die bereit waren, „jede noch so dumme Frage zu Beginn zu beantworten“. „Der Glaube an die Idee treibt einen an, ex-trem viel Wissen aufzubauen und sich die Leute zu holen, die ein Unternehmen mittragen“, erläutert Hoffmann. Ihre Brillen bekommt man deutschlandweit bei 130 Optikern, in Berlin und Hamburg betreibt Manti Manti Showrooms; online bestellen geht auch, dazu gibt es ein digitales Anprobe-Beratungsgespräch.

Am Ende entscheide ganz stark unsere Prägung, wer gründet und wer nicht. „Da müssen wir auf gesellschaftliche Muster gucken. Welche Rollenbilder leben wir Mädchen und Jungen vor?“, fragt Susann Hoffmann. Und schiebt hinterher: „Es gibt eben längst noch nicht genügend Gründerinnen-Vorbilder.“

Kira Brück ist freie Journalistin. Sie schreibt über Wirtschafts-, Kultur- und Gesellschaftsthemen, unter anderem für „Spiegel Online“ und „Die Welt“. Sie lebt in Berlin.

Kira Brück ist freie Journalistin. Sie schreibt über Wirtschafts-, Kultur- und Gesellschaftsthemen, unter anderem für „Spiegel Online“ und „Die Welt“. Sie lebt in Berlin.

Auch interessant

Fakten

Axel Novak // Die Gründer-Szene bleibt männlich geprägt

Schwierige Zeiten: Investoren machen sich rar, die Wirtschaftslage bremst viele Start-ups. Vor allem für Frauen wird das Umfeld schwieriger.

Fakten

Dirk Assmann // Eine bessere Zukunft auf Kredit?

Die Schuldenbremse wird heftig diskutiert. Aber was passiert eigentlich, wenn sie gelockert wird? Die höhere Staatsverschuldung hat viele Auswirkungen – und langfristig keine guten.

Interview

Axel Novak // Selbstständigkeit für Anfänger

Wer gründen will, sollte innovativ, mutig und selbstbewusst sein. Unternehmertum kann man lernen, doch Entrepreneurship Education wird in deutschen Schulen stiefmütterlich behandelt. 

Ein Angebot der

Wirtschaft

Wir verarbeiten Ihre Daten und nutzen Cookies.

Wir nutzen technisch notwendige Cookies, um Ihnen die wesentlichen Funktionen unserer Website anbieten zu können. Ihre Daten verarbeiten wir dann nur auf unseren eigenen Systemen. Mehr Information finden Sie in unseren Datenschutzhinweisen in Ziffer 3. Sie können unsere Website damit nur im technisch notwendigen Umfang nutzen.

Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und unser Angebot für Sie fortlaufend verbessern zu können, nutzen wir funktionale und Marketingcookies. Mehr Information zu den Anbietern und die Funktionsweise finden Sie in unseren Datenschutzhinweisen in Ziffer 3. Klicken Sie ‚Akzeptieren‘, um einzuwilligen. Diese Einwilligung können Sie jederzeit widerrufen.