JUNGE KOLUMNE
Die jüngsten Geflüchteten brauchen Bildung und ein soziales Umfeld.
TEXT: FELIX LANGROCK
JUNGE KOLUMNE
Die jüngsten Geflüchteten brauchen Bildung und ein soziales Umfeld.
TEXT: FELIX LANGROCK
Sage und schreibe zwei Drittel aller ukrainischen Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren haben seit Beginn der russischen Invasion ihre Heimat verlassen. Von den einstmals rund 7,5 Millionen Kindern und Jugendlichen im Land sind nach Angaben der Vereinten Nationen 4,8 Millionen aus ihren Wohnorten geflüchtet; sie haben entweder woanders innerhalb der Ukraine oder im Ausland eine Zuflucht gefunden. Mehr als 120 000 von ihnen sind dabei nach Russland verbracht worden, wie der ukrainische Botschafter bei den Vereinten Nationen berichtet. Mit vereinfachten Verfahren zur Adoption nicht nur von ukrainischen Waisen, sondern auch von Kindern, deren Eltern und andere Angehörige sehr wohl noch am Leben sind, verleibt sich der russische Staat derweil junge Neubürger ein. Als ukrainische Staatsbürger haben die Kinder und Jugendlichen dort keine Zukunft.
Echte Chancen haben sie nur im freiheitlichen Westen. Und wir in Europa, gerade in Deutschland, haben die Aufgabe, ihnen tatsächlich eine bessere Zukunft zu bieten. Nicht nur Frieden und Freiheit, sondern auch die Chancen auf ein gelingendes Leben, gerade wegen der jetzt erlebten Traumata. Wir müssen ihnen Bildung bieten, verbunden mit einer umfassenden Integration. Das bedeutet für alle Seiten große Herausforderungen. Um mehr als 100 000 nach Deutschland geflüchtete Kinder und Jugendliche aus der Ukraine unterrichten zu können, sind neben mehr finanziellen Mitteln für elementare Dinge wie Unterrichtsräume oder Lehrbücher vor allem mehr Lehrerinnen und Lehrer erforderlich.
Eine der Schwierigkeiten ergibt sich daraus, dass wir noch nicht wissen, mit welchem Zeithorizont wir rechnen können: Bleiben die ukrainischen Kinder und Jugendlichen bei uns? Oder werden sie rasch in ihre Heimat zurückkehren können? Derzeit sieht es nicht wirklich nach einer schnellen Rückkehr aus, denn der Machthaber im Kreml hat sich offenbar auf einen langen Krieg eingestellt. Aber wenn man trotzdem den Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit auf eine Zukunft in der Heimat offenhalten will, dann muss es möglich sein, in Deutschland ukrainische Prüfungen abzulegen. Konkret bestehen dabei noch viele Probleme. Die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz ruft deshalb dazu auf, die Anerkennung von Abschlüssen auf Grundlage der ukrainischen Curricula möglich zu machen.
Je länger der Krieg andauert, desto klarer wird zugleich auch, dass es für die geflüchteten Kinder und Jugendlichen erst einmal wichtig ist, Deutsch zu lernen und hierzulande Anschluss zu finden. Das wiederum lässt es als wenig hilfreich erscheinen, ein paralleles Schulsystem entstehen zu lassen. Es ist am besten, wenn die ukrainischen Kinder mit einheimischen Kindern in deutsche Schulen gehen.
Von der Größe der Aufgabe dürfen wir uns nicht schrecken lassen. Deutschland muss Verantwortung übernehmen und bei der Aufnahme von Geflüchteten ein Vorbild sein. Es gilt, den ukrainischen Kindern und Jugendlichen die Zukunft zu ermöglichen, die ihnen der Despot in Moskau wegnehmen will. Es ist eine Selbstverständlichkeit. Sie verdienen eine Zukunft.
Felix Langrock hat 2022 Abitur gemacht und bloggt in seiner Freizeit über Wirtschaft und Politik.
Felix Langrock hat 2022 Abitur gemacht und bloggt in seiner Freizeit über Wirtschaft und Politik.
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