WIRTSCHAFTSKOLUMNE
Die Inflation treibt die Renditen von Staatsanleihen in die Höhe. Und die Zinserhöhung der EZB tut ein Übriges.
TEXT: KARL-HEINZ PAQUÉ
WIRTSCHAFTSKOLUMNE
Die Inflation treibt die Renditen von Staatsanleihen in die Höhe. Und die Zinserhöhung der EZB tut ein Übriges.
TEXT: KARL-HEINZ PAQUÉ
Europas Finanzmärkte nähern sich einer gefährlichen Lage. Schuld daran ist eine scharf zunehmende Inflation, bedingt vor allem durch -die globalen Märkte für Energie und Nahrungsmittel, deren Preissteigerungen Reflex von Angebots- und Lieferengpässen sind, die dann auch andere Produkte betreffen. Der Krieg Putins gegen die Ukraine hat endgültig die Hoffnung zerstört, dass die Inflation in der Post-Corona-Zeit schnell verschwinden könnte. Dies hat auch die Europäische Zentralbank (EZB) begriffen. Sie hat beschlossen, die Zinsen zum Juli moderat zu erhöhen.
Spätestens jetzt befinden wir uns in einer neuen Welt. Mit zunehmenden Raten der Preissteigerung von zuletzt sieben bis gut acht Prozent in den Vereinigten Staaten, in Europa und auch in Deutschland war schon in den vergangenen Wochen klar, dass eine einfache Rückkehr zur Stabilität nicht möglich sein wird. Inzwischen konnte man dies auch an den Renditen auf dem Kapitalmarkt ablesen: Die lange Zeit negativer Nominalzinsen ist zu Ende gegangen, und selbst in Deutschland haben inflationäre Erwartungen ihren Weg in die Renditen zu finden begonnen. Dabei ist deren Anstieg bei zehnjährigen Anleihen noch sehr moderat ausgefallen – vom bisher -negativen Bereich gerade mal auf zuletzt 1,4 Prozent, was noch lange nicht das Ende der Fahnenstange sein wird, wenn die Inflation weiter hoch bleibt. Beunruhigend ist allerdings schon heute, dass nach der jüngsten EZB-Entscheidung die langfristigen Renditen von Staatsanleihen in Griechenland auf mehr als vier -Prozent und in Italien auf 3,5 Prozent hochschnellten. Hier droht eine Konstellation, die fatal an die europäische Schuldenkrise von vor zehn Jahren erinnert. Falls dann noch eine Lohn-Preis-Spirale in der nächsten Lohnverhandlungsrunde hinzukäme, könnte die Situation schnell außer Kontrolle geraten.
Die Lektion daraus ist klar: Es muss jetzt alles getan werden, um den Kapital- und Arbeitsmärkten zu signalisieren, dass die Priorität der Geld- und Fiskalpolitik auf einer mittelfristigen Wieder-herstellung der Stabilität liegt. Eine Hauptlast trägt dabei Deutschland als Stabilitätsanker der Eurozone: Wer sonst hat genug -Gewicht und Glaubwürdigkeit, um das nötige
politische Zeichen zu setzen? Das bringt die Pflicht mit sich, zur Schuldenbremse zurückzukehren. Ohne Wenn und Aber. Alles andere würden die Märkte – zu Recht – als den endgültigen Abschied von einer starken fiskalpolitischen Selbstverpflichtung sehen. Dies müsste das Vertrauen zum Euroraum maßgeblich erschüttern.
Tatsächlich beginnt die Situation immer mehr jenen Inflationswellen zu ähneln, die in den Siebziger- und Achtzigerjahren schließlich eine scharfe makroökonomische Notbremsung erzwangen. Damals wurde fahrlässig viel zu lang gewartet, um die nötige geld- und fiskalpolitische Kursumkehr in die Wege zu leiten. Anders als die amerikanische Notenbank hat die EZB auch diesmal schon sehr lange gewartet. Die Fiskal-politik darf dies nicht. Deutschland steht voll in der Verantwortung.
Karl-Heinz Paqué ist Vorsitzender des Vorstands der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit.
Karl-Heinz Paqué ist Vorsitzender des Vorstands der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit.
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