In Daniel Donskoys Talksendung „Freitagnacht Jews“ gibt es Trinkspiele, freche Fragen, und es wird viel gelacht. Damit macht der jüdische Schauspieler und Moderator das Jüdischsein cool.
TEXT: KIRA BRÜCK
In Daniel Donskoys Talksendung „Freitagnacht Jews“ gibt es Trinkspiele, freche Fragen, und es wird viel gelacht. Damit macht der jüdische Schauspieler und Moderator das Jüdischsein cool.
TEXT: KIRA BRÜCK
Daniel Donskoys Talkshow „Freitagnacht Jews“ sollte man auf keinen Fall mit leerem Magen ansehen. Sonst kommt es ziemlich sicher zu schlechter Laune. Es ist der Abend vor Sabbat, und da spielt gutes Essen eine zentrale Rolle. Zu Beginn seiner Sendung schwingt der Moderator den Kochlöffel und zaubert delikate Gerichte wie Lammkeule oder den Eintopf Tscholent, sodass schon beim Zuschauen nur so das Wasser im Munde zusammenläuft. Beim Essen darf man dann Donskoy und seinen Gästen wie der Autorin Mirna Funk oder dem „ZEITmagazin“- Chefredakteur Sascha Chaimowicz auch noch zusehen (und zuhören, Essgeräusche inklusive).
Die Schlemmerei ist es freilich nicht, was dieses noch junge Format so außergewöhnlich sehenswert macht. Das Besondere ist, dass es immer um das Jüdischsein geht, heute. Und das ist cool. Hier jungen Menschen wie zum Beispiel der Schauspielerin Susan Sideropoulos dabei zuzuhören, wie sie ihre jüdische Identität lebt und empfindet, das macht Laune. Endlich geht es einmal nur am Rande um Holocaust und Schuld, um Opfer im Täterland. Diese Leichtigkeit verdankt sich dem „Freitagnacht Jews“-Moderator Daniel Donskoy. Die Sendung ist mal schnell, mal gemütlich, aber immer modern – einfach ganz zauberhaft.
Donskoy ist Jude, 1990 in Moskau geboren. Er stammt aus einer ukrainisch- russischen Familie. Er wächst zunächst in Berlin auf, bis er 2002 mit seiner Mutter nach Tel Aviv zieht. Im Jahr 2014 hat er seinen Abschluss als Schauspieler und Musical-Darsteller in der Tasche, aus London. Heute pendelt er zwischen der britischen Hauptstadt und Berlin.
Bekannt wurde er in Deutschland durch seine Rolle als Kleinganove, der zum Priester wird; die Serie „Saint Maik“ lief bei RTL. Krimi-Fans kennen den 31-Jährigen auch als Rechtsmediziner des Göttinger „Tatort“. Und dann gab es da noch die Gastrolle in der Netflix- Serie „The Crown“, in der Donskoy den Reitlehrer und Liebhaber von Prinzessin Diana verkörperte. Seinem Instagram- Account (knapp 100 000 Follower) ist zu entnehmen, dass dieser Hansdampf in allen Gassen auch noch Musik macht – das ebenfalls sehr ordentlich. Und schließlich wurde er zum Moderator des diesjährigen Deutschen Filmpreises ernannt.
Sein tatsächliches Verdienst aber ist, dass er dem Jüdischsein eine völlig neue und unkonventionelle Bühne bietet. In „Freitagnacht Jews“ gibt es Trinkspiele, man stößt mit Wodka an, lacht viel, fällt einander ins Wort, stellt freche Fragen, redet sich alles von der Seele. Die jüdische Community feiert das Format – und alle anderen sollten mitschauen (WDR- und ARD-Mediathek). Es gibt so viel zu lernen und zu verstehen! Beim Zusehen geht einem einfach das Herz auf vor lauter sprudelndem Witz und Lebensfreude. Was für ein begnadeter Entertainer, dieser Daniel Donskoy.
Kira Brück ist freie Journalistin. Sie schreibt über Wirtschafts-, Kultur- und Gesellschaftsthemen, unter anderem für „Spiegel Online“ und für „Die Welt“. Sie lebt in Berlin.