FACHKRÄFTE
Klinikchef Christian Braun über die Chancen und Herausforderungen, mit ausländischen Fachkräften die Ärzte- und Pflegelücke zu stopfen.
INTERVIEW: MARGARET HECKEL
FACHKRÄFTE
Klinikchef Christian Braun über die Chancen und Herausforderungen, mit ausländischen Fachkräften die Ärzte- und Pflegelücke zu stopfen.
INTERVIEW: MARGARET HECKEL
Herr Dr. Braun, das Klinikum Saarbrücken ist seit 2019 Teil eines Pilotprogramms, das mexikanische Pflegekräfte und Ärzte nach Deutschland holt. Was sind Ihre Erfahrungen?
Deutschland ist glücklicherweise ein durchaus attraktives Land, sowohl was die Arbeitsbedingungen als auch was die Lebensqualität betrifft. Deshalb kommen die Fachkräfte aus Mexiko gerne, zumal dort in vielen Regionen auch für qualifizierte Fachkräfte eine hohe Arbeitslosigkeit herrscht.
Sie haben sich entschieden, nicht auf eigene Faust oder mithilfe kommerzieller Dienstleister Fachkräfte ins Land zu holen, sondern in Zusammenarbeit mit Institutionen wie der Arbeitsagentur. Warum?
Der Fachkräftemangel wird sich in den nächsten Jahren weiter verschärfen. Es lohnt sich deshalb für uns, einen geregelten Rekrutierungskanal aufzubauen. Zudem sind die Pflegekräfte so viel besser auf das vorbereitet, was sie bei uns erwartet.
Haben Sie auch Ärzte über das staatliche Programm „Specia-lized!“ angeworben?
Ja, hier ermöglichen wir Ärzten nach erfolgreicher Anerkennung ihrer Approbation unter anderem die Spezialisierung zum Facharzt, die in Mexiko nicht so ganz einfach ist. Dabei handeln wir immer in Abstimmung mit den mexikanischen Institutionen, um dem Vorwurf des Brain Drain keinen Vorschub zu leisten.
Wie läuft die Vorbereitung genau ab?
Die erste Gruppe von Pflegekräften wurde von der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit in enger Abstimmung mit der mexikanischen Arbeitsverwaltung ausgesucht. Die sprachliche und interkulturelle Vorbereitung lief dann über eine Tochtergesellschaft der Carl Duisberg Centren. In Mexiko haben die neuen Kollegen die Sprachprüfung auf dem Niveau B1 absolviert. Hier bei uns arbeiten sie dann so lange als Pflegehelferinnen und Pflegehelfer, bis ihr Examen offiziell anerkannt ist und sie das B2-Sprachniveau erreicht haben. Die Ärzte arbeiten während der Anerkennungszeit ebenfalls immer begleitet; sie qualifizieren sich parallel sprachlich weiter. Alle Kollegen aus Mexiko werden genauso tarifgerecht vergütet wie alle Mitarbeitenden des Klinikums. Es gibt kein Lohndumping.
Es muss noch viel, viel mehr passieren!
Christian Braun ist ärztlicher Direktor des kommunalen Klinikums Saarbrücken „Winterberg“ und Chef von rund 2200 Beschäftigten, darunter 320 Ärztinnen und Ärzten.
Aber die Integration ist damit noch nicht vollendet.
Nein, natürlich nicht. Um aus dem Willkommen ein Willbleiben zu machen, muss noch viel, viel mehr passieren: Wir haben ein Patensystem, unser eigenes Bildungszentrum unterstützt, und wir haben Mitarbeiter abgestellt, die den Integrationsprozess begleiten und immer ansprechbar sind.
Wie wichtig ist diese kontinuierliche Begleitung?
Wir halten sie für entscheidend, damit die neuen Mitarbeiter dauerhaft in Deutschland bleiben. So vieles ist bei uns ganz anders als in Mexiko, vom Wohnen bis zum Wetter.
Margaret Heckel ist freie Journalistin, Moderatorin und Buchautorin. Seit vielen Jahren schreibt sie über das Thema demografischer Wandel und hält dazu bundesweit Workshops und Vorträge.
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