Update

Qualität war noch nie umsonst

Fake News, Clickbaiting und Haltung statt echtem Journalismus? Auch qualitativ guter Content und exklusive News können sich bezahlt machen. Und finden ein großes Publikum.

Text: Michael Hirz

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Qualität war noch nie umsonst

Fake News, Clickbaiting und Haltung statt echtem Journalismus? Auch qualitativ guter Content und exklusive News können sich bezahlt machen. Und finden ein großes Publikum.

Text: Michael Hirz

Früher war eben doch alles besser. Zumindest für den Qualitätsjournalismus. Noch in den 1980er- und 1990er-Jahren glich die Welt der Verlage und Sender einer blühenden Landschaft. Doch das herkömmliche Geschäftsmodell ist geschreddert und weitestgehend zum Fall für die Altpapiertonne geworden: Die Werbewirtschaft braucht den Journalismus einfach nicht mehr (oder kaum noch), um ihr Publikum zu finden.

Google, Facebook, Amazon und Co. finden treffsicherer als die alten Medien ihre Zielgruppen. Die Verbindung von Journalismus und Werbung war nie eine Liebesbeziehung, bestenfalls ein oft einengendes Zweckbündnis auf Zeit.

Die Versuche der Verlage, das Netz als Marketingtool zu nutzen, indem journalistische Inhalte kostenfrei angeboten wurden, erwiesen sich als folgenschwere Rohrkrepierer. Wozu noch für Content zahlen, wenn es ihn doch umsonst gibt? Die im Vergleich schmalen Werbeerträge rund um mediale Gratisangebote reichen in aller Regel nicht, um aufwendige Recherchen und kompetente Redaktionen zu finanzieren. Da hilft auch kein Clickbaiting mit image-schädigenden semi-seriösen Inhalten.

Also ein Ende der Geschichte, in diesem Fall der des Qualitätsjournalismus? Nein. Nostalgie ist kein Ertragsmodell und sichert keine Zukunft. Aber gleichzeitig ist belastbare Information für eine freie, demokratische Gesellschaft der Sauerstoff, den sie zum Leben braucht. Also haben sich journalistische Pioniere auf den Weg gemacht, um nach neuen Wegen und Vermittlungsformen für journalistische Produkte zu suchen, jenseits der eingetretenen Pfade von Traditionsmedien mit ihren schrumpfenden, oft kaputtgesparten Redaktionen. Und siehe da, Innovation und Qualität scheinen sich zu rechnen, es gibt ein bereitwillig zahlendes Publikum für werbefreie Nachrichten, Analysen, Einordnungen.

Die neuen Medienakteure orientieren sich an Bedürfnissen und Gewohnheiten einer sich rapide verändernden Gesellschaft, sie haben die Vertriebswege neu gedacht. Newsletter, Podcasts, Dossiers und Fachbriefings ersetzen die traditionellen Angebote herkömmlicher Medien. Exklusive News und kompetente Einordnungen von ausgewiesenen Fachleuten sollen ein zahlungsbereites Publikum finden. Die Inhalte werden dabei neu und anders gebündelt. Einer der Vorreiter ist Sebastian Turner mit seinem „Table Media“. Er setzt auf – werbefreie – Angebote, die verschiedene Felder inhaltlich abdecken, ersetzt damit also die klassischen Ressorts. Wichtigstes Verkaufsargument ist dabei die fachliche Kompetenz derjenigen, die diese Inhalte erstellen, also Journalisten und Experten. Turners Wette auf die Zukunft: Für profunden Journalismus gibt es auch einen funktionierenden Markt.

Potente Wettbewerber

Diesem Credo folgt auch Gabor Steingart. Sein Online-Portal „The Pioneer“ hat sich reichweitenstark etabliert und will in diesem Jahr in die Gewinnzone schippern. Mit der deutschen Ausgabe von „Politico“ drängt jetzt ein weiterer potenter Wettbewerber auf den Markt der deutschen Qualitätsmedien. Dahinter steht der Springer-Verlag, der sich dafür von zahlreichen Zeitungen aus seinem Portfolio getrennt hat.

Das Argument, sie würden nur zahlungskräftige Entscheider erreichen und keinen gesellschaftlichen Mehrwert schaffen, lassen die Newcomer nicht gelten. Exklusive News, so die nachvollziehbare Argumentation, finden ihren Weg auch so in die breite Öffentlichkeit. Na ja, und umsonst waren Qualitätsmedien auch früher nicht.

Michael Hirz ist als Journalist und Moderator seit vielen Jahren intensiver Beobachter politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Prozesse

Michael Hirz ist als Journalist und Moderator seit vielen Jahren intensiver Beobachter politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Prozesse

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