JUNGE KOLUMNE
Wer im Ausland studiert, erlebt die Realität der Freiheit.
Und sieht, dass diese alles andere als selbstverständlich ist.
Text: Felix Langrock
JUNGE KOLUMNE
Wer im Ausland studiert, erlebt die Realität der Freiheit.
Und sieht, dass diese alles andere als selbstverständlich ist.
Text: Felix Langrock
Montagvormittag steht Tennis auf dem Programm. Mit meinen spanischen und türkischen Freunden spielen wir für ein, zwei, teilweise drei Stunden. Anschließend geht es weiter in die Uni. Im King’s Building an der Themse in Central London ist konzentriertes Zuhören angesagt: Property Law, Sachenrecht, steht auf dem Plan. Zusammen mit meinen französischen Kommilitonen gehen wir nach der Vorlesung in die Student Bar auf dem Campus. Bei einem kühlen Bier erzählen wir von unseren Erlebnissen am Wochenende. Das alles auf Englisch. Dabei fällt immer wieder auf: Jeder war schon einmal irgendwann in dem jeweils anderen Land oder kennt jemanden, der schon einmal dort war. Und auch kulturell ist man mit Eigenheiten des jeweils anderen Landes halbwegs vertraut.
Dabei spielen internationale Konflikte im Umgang miteinander kaum eine Rolle. Natürlich sind Protestaktionen von palästinensischen oder ukrainischen Studierenden immer wieder sichtbar. Allerdings übertragen sich diese politischen Spannungen meiner Erfahrung nach nicht auf das zwischenmenschliche Miteinander. So treffe ich beispielsweise regelmäßig einen russischen Kommilitonen im Fitnessstudio zum gemeinsamen Training. Der Krieg gegen die Ukraine ist dabei kein Thema. Auch sonst scheint dieser Krieg eher geringe Auswirkungen auf den Umgang zwischen russischen und nicht russischen Studierenden zu haben. Vielmehr zielen die unterschiedlichsten Veranstaltungsangebote seitens der Universität und der verschiedenen Societies darauf ab, den interkulturellen Austausch gezielt zu fördern.
Dieser interkulturelle Austausch ist eine großartige Erfahrung und alles andere als selbstverständlich. Denn noch vor 80 Jahren zogen unsere Großeltern gegeneinander in den Krieg. Und es war genau dieser Krieg, der zu einem fundamentalen Umdenken in Europa geführt hat, zu einer neu gedachten europäischen Idee: Freiheit und Rechtsstaatlichkeit sind die Grundlagen dieser Idee.
Internationale Konflikte spielen im Umgang der internationalen Studenten miteinander kaum eine Rolle.
Was diese Freiheit praktisch bedeutet, darf ich täglich in London erleben. Allerdings weiß ich auch, dass diese Freiheit und die europäischen Werte nicht selbstverständlich und auf ewig garantiert sind. Ich glaube, vielmehr müssen wir diese Werte verteidigen und schützen. Und zwar nicht um ihrer selbst willen, sondern um die Zusammenarbeit und die Möglichkeit zum interkulturellen Austausch zu erhalten.
Denn liberale Ideen stoßen bei einem Teil der Jugendlichen auf Gegenwind. So stimmt laut der aktuellen Shell-Jugendstudie allein in Deutschland mehr als die Hälfte der befragten Jugendlichen zwischen 12 und 25 Jahren Kritik am sogenannten Establishment zu. Auch in anderen Ländern Europas fühlt sich ein nicht unerheblicher Teil der jungen Menschen von Politikern nicht ernst genommen oder übergangen. Diese Denkmuster können von traditionellen politischen Institutionen und Prozessen entfremden – liberale Ideen werden dann als Teil dieses Establishments wahrgenommen und abgelehnt. Zugleich – und das ist das Erstaunliche – wird ein Europa ohne Grenzen, in dem man in anderen Staaten arbeiten, studieren oder einfach leben kann, von fast allen Befragten als wichtigste Errungenschaft Europas gesehen. Hier wird die Idee der Freiheit konkret.
Felix Langrock studiert Rechts-wissenschaften am King’s College in London.
Felix Langrock studiert Rechts-wissenschaften am King’s College in London.
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