Die Chefredakteurinnen und Chefredakteure der Schülerzeitungen wurden im Bundesrat in Berlin ausgezeichnet. Die beiden Chefredakteurinnen des „Innfloh“ nahmen den Sonderpreis der Friedrich-Naumann-Stiftung entgegen (im 2. Bild unten v.l.n.r.: Xenia Fronauer und Sabine Schranner, Hilmar Sattler, Leiter des Hauptstadtbüros der Friedrich-Naumann-Stiftung). Redaktionskonferenz „Innfloh“ (rechts)  

Demokratiebildung

„Uns redet

niemand rein“

Demokratie will erlernt sein. Schülerzeitungen sind ein wichtiges Element, um Konsensfindung und Darstellung unterschiedlicher Perspektiven schon in der Jugend zu lernen und auszuprobieren. Deshalb hat die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit beim Bundeswettbewerb der Jugendpresse Deutschlands einen Sonderpreis für Partizipation und lebendige Demokratie ausgelobt. Im Jahr 2024 ging er an die Schülerzeitung „Innfloh“.

Text: Judy Born 

Demokratiebildung

„Uns redet
niemand rein“

Demokratie will erlernt sein. Schülerzeitungen sind ein wichtiges Element, um Konsensfindung und Darstellung unterschiedlicher Perspektiven schon in der Jugend zu lernen und auszuprobieren. Deshalb hat die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit beim Bundeswettbewerb der Jugendpresse Deutschlands einen Sonderpreis für Partizipation und lebendige Demokratie ausgelobt. Im Jahr 2024 ging er an die Schülerzeitung „Innfloh“.

Text: Judy Born


Zeitungen, Magazine, Fernsehen und Radio sind in jeder Demokratie ein wichtiges Kontrollorgan. Ob analog oder digital, ihre Aufgabe besteht darin, über das Handeln des Staates, seiner Institutionen und politischen Vertreter zu informieren. Aber auch zu hinterfragen und damit das politische Geschehen kritisch zu beobachten. Diese Kontrollfunktion ist ein grundlegendes Merkmal einer demokratischen Gesellschaft.

Neben der im Grundgesetz verankerten Gewaltenteilung in Judikative, Exekutive und Legislative übernehmen die Medien die Rolle, Perspektiven zu vermitteln. Sie gelten daher inoffiziell als vierte Gewalt im Staat. Die Pressefreiheit ist ein hohes Gut und wird in Deutschland durch Artikel 5 des Grundgesetzes geschützt.

Ausgewogen zu berichten, zu analysieren, differenziert zu kommentieren und zur öffentlichen Meinungsbildung beizutragen, will gelernt sein. Schülerzeitungen sind ein hervorragend geeignetes Instrument, um genau diese Fähigkeiten in jungen Jahren zu vermitteln und auszuprobieren. So sieht das auch der Bundesverband für junge Medienmacherinnen und Medienmacher, die Jugendpresse Deutschland. Beim jährlichen Bundeswettbewerb zeichnet der Verein gemeinsam mit den Bundesländern die besten Schülerzeitungen Deutschlands aus.

Eine Meinung zu haben ist das eine. Interessant wird es, sie gegenüber Andersdenkenden zu vertreten und unterschiedliche Positionen zusammenzuführen. 
Marco Mendorf

Teil der gelebten Demokratie

Bei diesem Wettbewerb engagiert sich auch die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit und lobt einen Sonderpreis für Partizipation und lebendige Demokratie aus. „Wir wollen junge Menschen ermutigen, Teil unserer gelebten Demokratie zu sein“, sagt Marco Mendorf, Leiter des Fachbereichs Politische Bildung der Stiftung. Das kann zum Beispiel das aktive Mitwirken an einer Schülerzeitung oder das Engagement in der Schülervertretung sein. „Wer eine Schülerzeitung macht, artikuliert seine Meinung und ermuntert wiederum andere Schülerinnen und Schüler, sich mit ihrer Meinung in den Diskurs einzubringen.“

Eine Fülle von Themen

Das sieht auch eine der beiden Chefredakteurinnen der „Innfloh“, der mit dem Sonderpreis der Stiftung ausgezeichneten Schülerzeitung, so. „Bei uns hat jede Schülerin und jeder Schüler die Möglichkeit, über ihre oder seine Interessen zu schreiben und eine bestimmte Sicht auf die Dinge zu schildern“, sagt Sabine Schranner, die derzeit die zwölfte Klasse des Ruperti-Gymnasiums in Mühldorf am Inn besucht. „Das können schulinterne oder außerschulische Themen sein, selten geht es dabei tatsächlich explizit um Politik. Wir stellen damit auch unter Beweis, dass bei uns jeder eine Stimme hat und diese auch äußern kann. Das ist ein ebenso wichtiger Aspekt und ein wesentliches Merkmal einer Demokratie.“

Worüber wir berichten, entscheidet allein die Redaktion. Weder Lehrer noch Schulleitung reden uns da hinein.“ 
Sabine Schranner

Die Freiheit der Mitbestimmung zeigt sich sowohl bei der Themenfindung als auch in der praktischen Umsetzung. „Worüber wir in einer Ausgabe berichten, entscheidet allein die Redaktion. Weder die Lehrer noch die Schulleitung reden uns da hinein“, so Schranner. „Gleiches gilt für die Produktion, wo wir Schüler uns ebenfalls um alles kümmern. Sei es die Organisation unserer Sitzungen, das Redigieren der Texte, die Suche nach Werbepartnern oder die Kommunikation mit der Druckerei.“ Das eigenverantwortliche Arbeiten oder die Begegnungen mit anderen Menschen seien für sie, so Schranner, besonders wertvoll. „Derartig praxisorientiert lernt man im Schulalltag nicht. Seitdem ich die Schülerzeitung mache, habe ich so viel gelernt und Möglichkeiten bekommen, die ich sonst nie gehabt hätte.“

Suche nach Kompromissen

Demokratie braucht Engagement und Verantwortung und sie braucht Kompromisse. „Eine Meinung zu haben ist das eine“, sagt Marco Mendorf. „Interessant wird es, sie gegenüber Andersdenkenden zu vertreten, Argumente gegeneinander abzuwägen und letzten Endes unterschiedliche Positionen zusammenzuführen.“ Kurz gesagt: Kompromisse zu finden. „Eine wichtige Fähigkeit, die unserer Gesellschaft momentan immer mehr abhandenkommt“, so Mendorf.

Mit dem Sonderpreis für Schülerzeitungen, aber auch mit ihrem Bildungsangebot möchte die Stiftung jungen Menschen gezielt den Rücken stärken und sie befähigen, Kritik zu üben, zu hinterfragen und eine Haltung zu entwickeln. „Wir brauchen Journalistinnen und Journalisten mit Haltung“, so Mendorf. „Mit einer Haltung zur Demokratie.“ 

Schülerzeitungswettbewerb 2025:
Jetzt bewerben!

Auch im nächsten Jahr vergibt die Friedrich-Naumann-Stiftung den Sonderpreis für Partizipation und lebendige Demokratie. Noch bis zum 15. Januar 2025 können die Beiträge direkt bei der Jugendpresse Deutschland e. V. eingereicht werden. Genauere Informationen unter: www.schuelerzeitung.de/mitmachen.

Weitere Bildungsangebote für Schülervertretungen
Ob Tagesworkshop vor Ort an der Schule oder mehrtägiger Intensivworkshop an der Theodor-Heuss-Akademie: Hier können Schülervertreterinnen und -vertreter lernen, Projekte zu planen und umzusetzen. Aber auch Hilfestellung in Sachen Teambuilding, Finanzierung, Marketing und PR finden sowie zu den Rechten der Schülervertretungen und der Frage, wie sich Mitschülerinnen und Mitschüler begeistern lassen, sich zu engagieren.

Im Onlinekurs „Schülersprecher*in – und nun?“ geben die Referentinnen und Referenten Tipps, Lerntutorials, Handouts und Checklisten für die Arbeit als Klassen- oder Schülervertretung an die Hand. Das Praxishandbuch „Gemeinsam Projekte gestalten“ steht HIER zum kostenlosen Download zur Verfügung.

Mehr dazu unter: www.freiheit.org/de/schuelervertretung

Judy Born ist freie Journalistin in Hamburg. Sie schreibt über Menschen und Mobilität, Genuss und Gesellschaft.


Judy Born ist freie Journalistin in Hamburg. Sie schreibt über Menschen und Mobilität, Genuss und Gesellschaft.

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