Soziale Medien

Wahlkampf mit KI:
Algorithmen statt
Politikkompetenz

Künstliche Intelligenz (KI) spielte in diesem Jahr weltweit zum ersten Mal eine wichtige Rolle in Wahlen. Obwohl häufig vor KI-generierten Inhalten zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung gewarnt wurde, hat sich gezeigt, dass der erfolgreiche Einsatz von KI komplexer ist als zunächst angenommen.

Text: Katja Muñoz

Soziale Medien

Wahlkampf mit KI:
Algorithmen statt
Politikkompetenz

Künstliche Intelligenz (KI) spielte in diesem Jahr weltweit zum ersten Mal eine wichtige Rolle in Wahlen. Obwohl häufig vor KI-generierten Inhalten zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung gewarnt wurde, hat sich gezeigt, dass der erfolgreiche Einsatz von KI komplexer ist als zunächst angenommen.

Text: Katja Muñoz

Deepfakes, synthetische Inhalte, können heute leicht erstellt und über soziale Medien verbreitet werden. Weil Bilder und Videos besonders einprägsam sind, können sie leichter zur Meinungsbeeinflussung eingesetzt werden. Basierend auf den untersuchten Fallstudien konnte bisher kein „Desinformations-Superereignis“ festgestellt werden, das Wählermeinungen signifikant verändert hätte. Stattdessen sind Deepfakes oft leicht zu erkennen. Sie werden von den Parteien selbst genutzt, um bestehende Überzeugungen zu bestärken, nicht um zu täuschen.

Obwohl KI eine Innovation im Wahlkampf darstellt, hängt der Online-Erfolg bei Wahlkampagnen von vielen Faktoren ab: strategischen Investitionen in Werbung, Plattformkenntnissen und flexiblen Kommunikationsmethoden. Dabei umfasst KI nicht nur offensichtliche Anwendungen wie Deepfakes, sondern auch die komplexen Algorithmen der Social-Media-Plattformen selbst, die als KI-Systeme fungieren und die Verbreitung von Informationen beeinflussen.

Es kommt auf Sichtbarkeit an

Sie ist das Ergebnis eines systemischen Fehlers: Es fehlt an einer überzeugenden Vision und an klaren Zielen. Estland zeigt, wie Digitalisierung Bürgerdienste verbessern und Vertrauen schaffen kann. Deutschland muss eine visionäre Führung und eine nutzerfreundliche digitale Infrastruktur entwickeln, um die Akzeptanz neuer Technologien zu steigern.

Tatsache ist, dass Parteien, die frühzeitig soziale Medien zur Mobilisierung nutzten, KI effektiv einsetzen konnten. Entscheidend ist die Fähigkeit, gezielt Sichtbarkeit zu erzeugen und den öffentlichen Diskurs sowie die Mobilisierung von Anhängern on- und offline zu steuern. Dies geschieht durch koordinierte Online-Kampagnen, um die Reichweite von Themen zu erhöhen und politische Debatten aktiv zu beeinflussen.

Zentrale Strategie ist der gezielte Einsatz von Hashtags, um Themen trenden zu lassen. Die plattformübergreifende Verbreitung von Inhalten, aber auch die Nutzung eines breiten Netzwerks von Multiplikatoren in Kombination mit einer intensiven Community-Interaktion erhöhen die Sichtbarkeit und die Wahrscheinlichkeit, mit einem Post viral zu gehen, also mit einem Mal ausgesprochen hohe Aufmerksamkeit zu erhalten.

Problematisch sind dabei die Algorithmen der sozialen Medien, weil sie engagementgetriebene Inhalte unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt bevorzugen. Dies kann dazu führen, dass sensationalistische oder irreführende Informationen verstärkt werden. Dieses Ungleichgewicht wiederum birgt Risiken für den demokratischen Diskurs.

Die „algorithmische Kompetenz“, also die Fähigkeit, Plattformalgorithmen zur maximalen Verbreitung bestimmter Botschaften zu nutzen, wird immer entscheidender. Algorithmen werden so zu Schwachstellen für den freien öffentlichen Diskurs.

KI-Content mobilisiert 

Die Kombination aus KI-gestützter Contentproduktion, gezielter Online-Werbung und der geschickten Ausnutzung der Schwachstellen von Plattformen ermöglicht es Parteien, eine starke Online-Präsenz aufzubauen, ihre Wählerbasis zu erweitern und ihre Wähler und Wählerinnen effektiv zu mobilisieren.

Diese Entwicklungen werfen wichtige Fragen zur Integrität demokratischer Prozesse im digitalen Zeitalter auf. Gleichzeitig verdeutlichen sie die Notwendigkeit, den Einfluss von KI und algorithmischen Systemen auf politische Kommunikation und Wahlprozesse kritisch zu betrachten und zu regulieren.

Katja Muñoz hat Friedens- und Sicherheitsforschung studiert. Sie ist Research Fellow im Zentrum für Geopolitik, Geoökonomie und Technologie der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik. Mit der Friedrich-Naumann-Stiftung arbeitet sie an einem globalen Projekt zu KI und Wahlen, dessen Ergebnisse Ende 2024 veröffentlicht werden.

Katja Muñoz hat Friedens- und Sicherheitsforschung studiert. Sie ist Research Fellow im Zentrum für Geopolitik, Geoökonomie und Technologie der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik. Mit der Friedrich-Naumann-Stiftung arbeitet sie an einem globalen Projekt zu KI und Wahlen, dessen Ergebnisse Ende 2024 veröffentlicht werden.

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