KLIMAFREUNDLICHE MARKTWIRTSCHAFT

Der Verbrenner ist das falsche Feindbild

KLIMAFREUNDLICHE MARKTWIRTSCHAFT

Der Verbrenner ist das falsche Feindbild

Eigentlich ist es doch ganz einfach: Das politische Ziel im Autoverkehr ist die Klimaneutralität, das Fahren ohne CO2-Emissionen. Mit welchem technischen Mittel dieses Ziel erreicht wird, ist völlig egal. Derzeit stehen sich zwei Alternativen gegenüber: das Auto mit Elektromotor und das Auto mit E-Fuel-Verbrennungsmotor. Nach allem, was wir dazu derzeit wissen, spricht vieles dafür, dass 2035, also zum avisierten Zeitpunkt, um bei neu zugelassenen Pkw in der EU die Klimaneutralität des Fahrens zu erreichen, der Elektroantrieb die Nase vorn haben wird. Der Grund: Die Energiebilanz fällt derzeit beim Elektromotor viel besser aus als bei E-Fuels; und der Abstand ist in wenigen Jahren wohl nicht aufzuholen.

So weit, so gut. Diese Diagnose, die sich derzeit in den Medien überall wiederfindet, verleitet nun so manche Klimaschützer dazu, das Verbot des Verbrenners zu fordern, also ganz allein auf den Elektroantrieb zu setzen. Als vernünftiger Mensch fragt man sich allerdings zunehmend verzweifelt: Warum? Selbst wenn es unwahrscheinlich sein mag, dass in wenigen Jahren ein großer Durchbruch bei E-Fuels erzielt wird, der sie von der Energiebilanz her konkurrenzfähig macht, kann man doch getrost jenen Forschern und Unternehmen die Tür zur kommerziell verwertbaren Innovation offen lassen. Warum sollten wir diese Tür durch ein Verbot des Verbrenners zuknallen? „Unwahrscheinlich“ heißt eben nicht „undenkbar“. Und wer auf eigenes Risiko mit Enthusiasmus und Risikokapital eine vermeintlich abwegige Idee verfolgen will, der soll das doch tun. Oft genug erwiesen sich in der Technologie- und Wirtschaftsgeschichte die „Spinner“ als bessere Prognostiker als die „Spezialisten“.

Genau da liegt die ungeheure Stärke der Marktwirtschaft. Sie lässt grundsätzlich alle Mittel zum Ziel offen. Hier genau trennen sich die Wege zwischen den Verfechtern der Marktwirtschaft und denen eines Dirigismus. Wer für Marktwirtschaft plädiert – ganz im Sinne des Kritischen Rationalismus von Karl Popper –, der weiß, dass wir wenig wissen, jedenfalls im Vergleich zum Universum des Entdeckbaren. Der Marktwirtschaftler steht deshalb im Zweifel auf der Seite des Spinners und lässt ihn machen, natürlich auf eigene Kosten. Ganz anders der Advokat des Dirigismus. Er untersagt das Experiment.

Im Fall des Verbrenners mit E-Fuels verhindert er damit übrigens weit mehr als das Entstehen neuen Wissens. Er reduziert damit auch die Chancen von Milliarden von Menschen in Entwicklungsländern, möglichst schnell selbst ihren unerlässlichen Beitrag zum Klimaschutz im Verkehr zu leisten. Denn in vielen dieser Länder gibt es reichlich Sonne und Wind zur Produktion von E-Fuels sowie einen Altbestand an Verbrennern, der nicht einfach durch Elektroautos ersetzt werden kann. Innovationen im Bereich der E-Fuel-Forschung sind deshalb für die Welt als Ganzes von überragender Bedeutung. Dazu können deutsche Automobilkonzerne wie BMW und Porsche viel beitragen, selbst wenn andere Mitbewerber wie VW sich ganz auf das Elektroauto konzentrieren. Auch dies ist segensreicher Wettbewerb der Technologien.

Karl-Heinz Paqué ist Vorsitzender des Vorstands der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit.

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