Angehörige der Brigade in Vilnius. Das Wappen zeigt den Stauferlöwen des deutschen Heeres und den ­Gediminas-Turm, ­Wahrzeichen der ­litauischen ­
Hauptstadt.







Vor Ort

Die deutsche
Panzerbrigade 45 wird in Litauen kriegstüchtig

Erstmals in der Geschichte der Bundeswehr wird ein deutscher Großverband dauerhaft im Ausland stationiert: Mit der Panzerbrigade 45 in Litauen schützen 5 000 Bundeswehrangehörige die Nato-Ostflanke.

Text: Lisa-Martina Klein

Angehörige der Brigade in Vilnius. Das Wappen zeigt den Stauferlöwen des deutschen Heeres und den ­Gediminas-Turm, ­Wahrzeichen der ­litauischen ­
Hauptstadt.

Vor Ort

Die deutsche Panzerbrigade 45 wird in
Litauen kriegstüchtig

Erstmals in der Geschichte der Bundeswehr wird ein deutscher Großverband dauerhaft im Ausland stationiert: Mit der Panzerbrigade 45 in Litauen schützen 5 000 Bundeswehrangehörige die Nato-Ostflanke.

Text: Lisa-Martina Klein

Planierraupen rollen über das Areal im Wald, Lkw rumpeln auf staubigen Straßen entlang der Baustelle. Im Süden Litauens, nicht einmal 30 Kilometer von der Grenze zu Belarus entfernt, errichten Arbeiter eine Kaserne für fast 5 000 Soldaten mit Unterkünften, Trainingsgelände und Fahrzeughallen. Nicht für die litauischen Streitkräfte, sondern für die deutschen.

Zum ersten Mal in der Geschichte der Bundeswehr stationiert das deutsche Heer einen Großverband dauerhaft im Ausland. Spätestens ab Ende 2027 sollen knapp 90 neue Kampf- und Schützenpanzer, Drohnen und Unterstützungsfahrzeuge auf dem Kasernenhof der „Panzerbrigade 45 Litauen“ nahe der Ortschaft Rūdninkai stehen. 4 800 Soldatinnen und Soldaten sowie 200 zivile Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben dann ihre neue Bleibe für die nächsten drei Jahre bezogen.

Ein Kraftakt für die Armee

Brigadegeneral Christoph Huber ist seit 1. April Kommandeur der Panzerbrigade 45. Der 49-Jährige ist verantwortlich für das Leuchtturmprojekt von Verteidigungsminister Boris Pistorius. Die Investitionskosten liegen laut Bundesregierung bei vier bis sechs Milliarden Euro, ab 2027 fallen jährlich mindestens eine Milliarde Euro für den Unterhalt an. Litauen übernimmt den Bau der Kaserne, Kindergärten und Schulen für deutsche Kinder.

Die Aufstellung der Brigade zur Abschreckung und Verteidigung an der Nato-Ostflanke ist ein Kraftakt für die ohnehin schon strapazierte Bundeswehr. 20 000 Dienststellen sind aktuell unbesetzt. Das Gerät, das an die Ukraine abgegeben wurde, muss neu beschafft werden. Und der Krieg in der Ukraine zeigt, dass sich Technik, Taktik und Strategien radikal wandeln – was die Anforderungen an die Truppe immer komplizierter macht. Für die Litauen-Brigade ziehen zwei Kampfbataillone um: Das Panzerbataillon 203 aus dem nordrhein-westfälischen Augustdorf wird mit 44 neuen Leopard 2A8 Kampfpanzern ausgestattet, das Panzergrenadierbataillon 122 aus dem bayerischen Oberviechtach mit ebenso vielen neuen Schützenpanzern Puma S1. Dazu kommen weitere Kräfte wie Artillerie, Sanitäter, Fernmelder, Aufklärung und Logistik. Mehr als 2 000 Soldatinnen und Soldaten sind das. Und: Drohnen und sogenannte Loitering Ammunition, also „herumlungern­de“ Munition. Die Erfahrungen aus dem Krieg in der Ukraine zeigen, wie unerlässlich unbemannte Systeme sind. Noch hat das Heer hier allerdings ein massives Defizit, genauso wie bei der Abwehr feindlicher Drohnen.

Doch kaum jemand aus Politik und Bundeswehr zweifelt an der Notwendigkeit, auch der Koalitionsvertrag von SPD und Union erwähnt sie. Und mit der zunehmenden Unsicherheit ob des Willens der USA, Europa zu verteidigen, kommt ihr noch mehr Bedeutung zu.

Denn drüben, auf der russischen Seite, lässt Präsident Wladimir Putin Militärstützpunkte entlang der Grenze zum Baltikum und Finnland ausbauen, zeigen Satellitenbilder. Bis 2029, sagen hohe Nato-Militärs und Geheimdienste, könnte Russland in der Lage sein, Nato-Gebiet anzugreifen. Im diesem Fall könnten die Alliierten den Bündnisfall, Artikel 5 des Nordatlantikvertrages, ausrufen. Deutsche Soldaten würden dann mit Litauen und anderen Partnern das Land verteidigen.

Freiheit bekommt man nicht geschenkt.
Stabsfeldwebel Enrico*

General Huber war 2017 schon einmal in Litauen im Einsatz. Auch damals leistete er Pionierarbeit, als er die erste Rotation der Multinationalen Kampfgruppe anführte. Die Nato hatte sich nach der Annexion der Krim durch Russland entschieden, mehrere dieser Kampfgruppen an ihrer Ostflanke, vor allem in den baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen, zu installieren. Deutschland übernahm in Litauen die Führung, Kanada in Lettland, Großbritannien in Estland. Das Kalkül: Ein „Stolperdraht“ soll russische Truppen aufhalten, bis Nato-Staaten wie die USA, Deutschland, Frankreich oder Großbritannien nachrücken.

Ständige Bedrohung

Russlands Vollinvasion in die Ukraine im Februar 2022 machte aber deutlich: Ein Stolperdraht reicht nicht mehr, wenn sich russische Truppen, etwa durch die Suwalki-Lücke, dem schmalen Korridor zwischen Polen und Litauen, nach Kaliningrad durchkämpfen wollen. „Die Sicherheitslage hat sich nicht verbessert, im Gegenteil“, sagt Huber heute. Russland habe sich radikalisiert, deshalb sei eine voll einsatzbereite Brigade notwendig, um Nato-Gebiet verteidigen zu können, sagt Huber. Die Multinationale Kampfgruppe mit rund 1 300 Soldaten wird als drittes Bataillon in die Brigade integriert. Insgesamt untersteht die deutsche Brigade in Litauen der 10. Panzerdivision des Heeres.

Die rund 400 Soldaten, die bereits in Litauen sind, sind sich der Bedrohung – und der hybriden Kriegsführung gegen sie – bewusst. Stabsfeldwebel Enrico ist seit März für die Nachrichtengewinnung zuständig und hat sich statt der üblichen drei direkt für fünf Jahre verpflichtet. „Freiheit bekommt man nicht geschenkt, und ich möchte diese Freiheit auch für meine Kinder. Deshalb bin ich hier“, sagt er. Hauptmann Marco ist seit November 2024 in Litauen, als Munitionstechnischer Offizier. „Wir haben sehr lange vom Frieden in Europa profitiert. Jetzt müssen wir uns einbringen, diesen zu erhalten“, sagt er. Und natürlich sei da auch der Reiz des Neuen: „Hier Pioniergeist zu zeigen, sich selbst einzubringen, etwas zu gestalten – das ist ein Abenteuer.“ Noch etwas spüren viele der Soldaten in Litauen: Dankbarkeit aus der Bevölkerung. Menschen dankten ihnen oft auf der Straße für ihren Dienst in Litauen, erzählen viele.

Diese Anerkennung zeigte jüngst auch Bundeskanzler Friedrich Merz bei der Indienststellung der Brigade im Mai. Zwei Jahre nach Pistorius’ Entscheidung, eine Brigade dauerhaft in Litauen zu stationieren, steht Merz auf dem Kathedralenplatz im Herzen von Vilnius. Der sintflutartige Regenschauer nimmt seinen Worten nicht die Wucht, die er an die litauische Bevölkerung, aber auch die deutschen Soldatinnen und Soldaten richtet: „Der Schutz von Vilnius ist der Schutz von Berlin.“ Und er wolle nicht nur den Soldaten, sondern auch ihren Familien danken, sagt Merz. „Sie tragen eine Last, die oft unsichtbar bleibt. Aber sie ist darum nicht weniger groß. Auch Sie übernehmen Verantwortung.“

Politische Bildung 
für die Panzerbrigade
Seit April 2025 bildet die Stiftung die Panzerbrigade 45 politisch zum Krieg Russlands gegen die Ukraine und vermittelt dabei ukrainische und litauische Perspektiven. Die Tagungen finden im Freedom Center der Stiftung im Herzen von Vilnius statt. Die Ukraine-Unterstützungs-NGO Blue/Yellow unterstützt bei dieser Arbeit.

* Soldaten im Auslandseinsatz werden teil-anonymisiert.

Lisa-Martina Klein ist Journalistin. Aus dem Allgäu gebürtig, hat sie 
in Marburg studiert und für verschiedene Zeitungen gearbeitet. Seit 2022 schreibt sie für Table.Briefings über Sicherheit und 
Verteidigung.

Lisa-Martina Klein ist Journalistin. Aus dem Allgäu gebürtig, hat sie 
in Marburg studiert und für verschiedene Zeitungen gearbeitet. Seit 2022 schreibt sie für Table.Briefings über Sicherheit und 
Verteidigung.

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