KUNST IN DER DDR
Der vielseitige Illustrator und politische Karikaturist Manfred Bofinger wäre vor wenigen Monaten 80 Jahre alt geworden. Seine Kritik in DDR-Zeiten, in denen Kritik nicht gestattet war, gilt noch heute als legendär. Ein Porträt.
TEXT: KIRA BRÜCK
KUNST IN DER DDR
Der vielseitige Illustrator und politische Karikaturist Manfred Bofinger wäre vor wenigen Monaten 80 Jahre alt geworden. Seine Kritik in DDR-Zeiten, in denen Kritik nicht gestattet war, gilt noch heute als legendär. Ein Porträt.
TEXT: KIRA BRÜCK
Vor der digitaliserten Oper steht die Handarbeit im Medienlabor.
Wer in der DDR aufwuchs, kam am Illustrator, Zeichner, Cartoonisten und Karikaturisten Manfred Bofinger nicht vorbei. Er hat zahlreiche Kinder- und Schulbücher gestaltet – in Summe waren es mit den Büchern für Erwachsene 300 Werke. Und der vielseitige Autodidakt schrieb auch selbst.
Den Erwachsenen war Bofinger, geboren am 5. Oktober 1941 in Berlin, als politischer Karikaturist bekannt. Nach einer Ausbildung zum Schriftsetzer war er von 1961 bis 1968 als Typograf beim Ost-Satiremagazin „Eulenspiegel“ angestellt. Danach zeichnete er jahrzehntelang als freier Zeitgeistbeobachter und Karikaturist für das Blatt. Dabei war es kein leichtes Unterfangen, in der DDR Absender politischer Karikaturen zu sein. „Eine eindeutige Kritik war nicht möglich, es durfte aber gemeckert werden – solange der Sozialismus nicht infrage gestellt wurde. Der ‚Eulenspiegel‘ hatte aber ein bisschen Narrenfreiheit. Und so zeichnete mein Mann den irrealen sozialistischen Alltag in seiner Spießigkeit“, erinnert sich Gabriele, die Witwe Manfred Bofingers.
Sie ist heute noch im selben Wohnhaus in Berlin-Treptow anzutreffen, in dem sie auch mit ihrem Mann lebte. Allerdings mittlerweile in einer kleineren Wohnung. „Manfreds Atelier war bei uns zu Hause, dort hat er gearbeitet, was für unsere Tochter sehr schön war.
„Mein Mann war sehr produktiv, auch nach der Wende. In seinem Atelier war es chaotisch, obwohl er natürlich seine Ordnung in der Unordnung hatte.
Ich war immer arbeiten, wie das bei uns ostdeutschen Frauen so üblich war“, sagt Gabriele Bofinger. Sie lernte ihren Mann 1985 kennen, als sie als Typografin beim DDR-Fernsehen arbeitete und Manfred Bofinger dort als freier Grafiker tätig war. Zu dem Zeitpunkt hatte er bereits drei Kinder. Gemeinsam bekamen sie 1988 noch Tochter Luise. „Mein Mann war sehr produktiv, auch nach der Wende. In seinem Atelier war es chaotisch, obwohl er natürlich seine Ordnung in der Unordnung hatte. Mit dem nicht sehr geordneten Nachlass schlage ich mich jetzt herum“, sagt Gabriele Bofinger und lacht. Lachen war auch das Lebenselixier des populären Illustrators. „Mein Mann glaubte daran, dass man die Welt durch Lachen verändern könnte. Aber so einfach ist das ja leider nicht“, erzählt sie. So trist und grau, wie es heute dargestellt wird, sei das Leben in der DDR allerdings nicht gewesen. Es sei auch viel gelacht worden. „Ohne etwas beschönigen zu wollen, aber es gab Humor. Und der hilft ja immer in schwierigen Zeiten.“
Gabriele Bofinger meint, dass das Auseinanderdriften der Gesellschaft ihrem Mann heute zu schaffen machen würde. „Dass die AfD im Bundestag sitzt, würde ihn schmerzen. Gegen solche Entwicklungen hat er immer gezeichnet. Manfred war für den gesunden Menschenverstand – diese ganzen Verschwörungstheorien würden ihn auf die Palme bringen.“ Manfred Bofinger starb 2006 im Alter von 64 Jahren in Berlin, wo er sein ganzes Leben verbracht hatte.
wurde 1941 in Berlin geboren. Nach dem Abitur absolvierte er eine Ausbildung zum Schriftsetzer. Bofinger war Autodidakt, er arbeitete als Karikaturist, Grafiker und Illustrator. Über 300 Bücher – darunter viele Kinderbücher – wurden von Bofinger illustriert. Er war einer der bedeutendsten und produktivsten politischen Karikaturisten der DDR, er zeichnete jahrzehntelang für das Satiremagazin „Eulenspiegel“ und wurde mehrfach ausgezeichnet. Bofinger starb 2006 im Alter von 64 Jahren in Berlin.
wurde 1941 in Berlin geboren. Nach dem Abitur absolvierte er eine Ausbildung zum Schriftsetzer. Bofinger war Autodidakt, er arbeitete als Karikaturist, Grafiker und Illustrator. Über 300 Bücher – darunter viele Kinderbücher – wurden von Bofinger illustriert. Er war einer der bedeutendsten und produktivsten politischen Karikaturisten der DDR, er zeichnete jahrzehntelang für das Satiremagazin „Eulenspiegel“ und wurde mehrfach ausgezeichnet. Bofinger starb 2006 im Alter von 64 Jahren in Berlin.
Kira Brück ist freie Journalistin. Sie schreibt über Wirtschafts-, Kultur- und Gesellschaftsthemen, unter anderem für „Spiegel Online“ und für „Die Welt“. Sie lebt in Berlin.