Start-up-Kultur

Bitte gründet hier!

Gründerinnen und Gründer mit Einwanderungsgeschichte sind Treiber für Wachstum und Innovation – und sie haben überdurchschnittlich oft einen Hochschulabschluss im MINT-Bereich. Aber Deutschland ist für sie oft nicht attraktiv genug. Wie könnte sich das ändern?

Text: Kira Brück

Verena Pausder ist Unternehmerin, Co-Gründerin des FC Viktoria Berlin
und Vorstandsvorsitzende des Startup-Verbands.

Start-up-Kultur

Bitte gründet hier!

Gründerinnen und Gründer mit Einwanderungsgeschichte sind Treiber für Wachstum und Innovation – und sie haben überdurchschnittlich oft einen Hochschulabschluss im MINT-Bereich. Aber Deutschland ist für sie oft nicht attraktiv genug. Wie könnte sich das ändern?

Text: Kira Brück

Verena Pausder ist Unternehmerin, Co-Gründerin des FC Viktoria Berlin und Vorstandsvorsitzende des Startup-Verbands.

Wird Deutschland als Forschungsstandort bald einen riesengroßen Boom erleben? Möglich wäre es, denn US-Präsident Donald Trump macht es der Wissenschaft in seinem Land seit geraumer Zeit schwer. Die Folge: Weil Forschende ihre Arbeit bedroht sehen, denken sie darüber nach, abzuwandern. Eine Chance, die auch Kulturstaatsminister Wolfram Weimer erkannt hat. Er schlug einen Exil-Campus der Elite-Universität Harvard in Deutschland vor. Spinnen wir den Gedanken mal weiter: Wenn es hierzulande immer mehr Wissenselite und innovativ denkende Menschen gibt, dann ist das in Zeiten von Fachkräftemangel vor allem für den Wirtschaftsstandort Deutschland ein Gewinn. 

Aktuelle Zahlen zeigen, dass 14 Prozent derjenigen, die hierzulande ein Start-up gegründet haben, im Ausland geboren sind. Unter sogenannten Unicorns, also Start-ups mit Milliardenbewertung, liegt der Anteil sogar bei 23 Prozent. „Migrant Founders“ sind hochgebildet, risikobereit und resilient – sie scheinen also wie gemacht fürs Unternehmertum. 91 Prozent haben einen Hochschulabschluss, 56 Prozent davon im MINT-Bereich. Im Vergleich mit den Gründerinnen und Gründern in Deutschland sehen sie ihre Stärken häufiger in Resilienz (57 Prozent vs. 51 Prozent) und Risikobereitschaft (44 Prozent vs. 36 Prozent). 

Für den Startup-Verband, der diese Zahlen gemeinsam mit der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit erhoben und jüngst im „Migrant Founders Monitor 2025“ ausgewertet hat, steht fest: Gründerinnen und Gründer mit Einwanderungsgeschichte sind Treiber für Wachstum, Innovation und Internationalisierung. „Wenn wir auf das deutsche Start-up-Ökosystem schauen, sehen wir ganz klar: Vielfalt macht uns besser. Sie ist nicht Nice-to-have, sondern ein Wirtschaftsfaktor“, sagt Verena Pausder, Vorstandsvorsitzende des Startup-Verbands. Das sieht auch Sophie Chung so. Die Ärztin und Gründerin des Berliner Health-Tech-Unternehmens Qunomedical wuchs in Österreich auf und ordnet ein: „Diversität und Internationalität sind ein echter wirtschaftlicher Vorteil. Unsere 50 Mitarbeitenden aus über 20 Ländern bringen wertvolle Perspektiven und einen einzigartigen Antrieb mit.“ 

Gesellschaftliche Offenheit sei für einen starken Start-up-Standort daher unerlässlich. Genau hier sieht Verena Pausder eine Hürde, denn nur 55 Prozent der Migrant Founders bewerten diese in Deutschland als positiv. „Es reicht nicht, Talente anzulocken – wir müssen sie auch willkommen heißen. Und ihnen den Zugang zu Kapital, Co-Foundern und lokalen Netzwerken viel leichter machen“, fordert Pausder. Auch der Abbau der Bürokratie sowie bessere Rahmenbedingungen, wie etwa schnellere Visa-Prozesse, zählt der Report als To-dos auf. Nur so könnte Deutschland für die talentiertesten Start-up-Founders attraktiv werden. Übrigens sagen 80 Prozent der Gründerinnen und Gründer, dass für Deutschland die Lebensqualität sowie Sicherheit und Stabilität sprechen.

Sollte sich die politische Agenda in den USA nicht wieder pro Wissenselite drehen, dann müsste Deutschland dieses Momentum eigentlich für sich nutzen – das empfiehlt auch der „Migrant Founders Monitor“. Noch Mitte 2024 sagten zwei Drittel aller befragten Start-up-Gründerinnen und -Gründer in Deutschland, dass die USA als Standort attraktiver seien. Diese Meinung werden viele in der Zwischenzeit revidiert haben.

Kira Brück ist freie Journalistin. Sie schreibt über Wirtschafts-, Kultur- und Gesellschaftsthemen, unter anderem für „Spiegel Online“ und „Die Welt“. Sie lebt in Berlin.

Kira Brück ist freie Journalistin. Sie schreibt über Wirtschafts-, Kultur- und Gesellschaftsthemen, unter anderem für „Spiegel Online“ und „Die Welt“. Sie lebt in Berlin.

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