JUNGE KOLUMNE
Die Freiheit des Einzelnen endet nicht da, wo der Staat beginnt. Sie beginnt oft dort, wo der Staat nicht mehr weiter weiß – und wo junge Menschen sich entscheiden, Verantwortung zu übernehmen.
Text: Felix Langrock
JUNGE KOLUMNE
Die Freiheit des Einzelnen endet nicht da, wo der Staat beginnt. Sie beginnt oft dort, wo der Staat nicht mehr weiter weiß – und wo junge Menschen sich entscheiden, Verantwortung zu übernehmen.
Text: Felix Langrock
Vor zwei Jahren am King’s College London begann ich, mich ehrenamtlich in der Legal Clinic zu engagieren. Aufgabe der Anlaufstelle war es, sozial benachteiligten Gruppen den Zugang zum Recht zu ermöglichen. Ich dachte, ich würde vor allem juristische Erfahrung sammeln. Doch ich lernte viel mehr. Beispielsweise, dass Recht nicht durch Paragrafen zugänglich wird, sondern durch Menschen, die zuhören, erklären und begleiten. In der Legal Clinic habe ich verstanden, was es wirklich heißt, bürgerschaftlich engagiert zu sein: nicht zu reden, sondern zu handeln. Nicht zu urteilen, sondern zu unterstützen.
Ich bin überzeugt: Gerade wir junge Menschen bringen das mit, was liberales Engagement heute braucht – Offenheit, Pragmatismus und Mut, Strukturen infrage zu stellen. Mein Freund Hernan ist dafür ein eindrucksvolles Beispiel. Als die Bearbeitung von Asylanträgen im Vereinigten Königreich ins Stocken geriet, gründete er das Projekt North Star. Mithilfe Künstlicher Intelligenz hilft es Asylsuchenden, einfacher Anträge zu stellen. Mehr als 130.000 Menschen haben die Plattform 2022 genutzt. Hernans Engagement zeigt mir: Freiheit braucht Werkzeuge, Ideen und Technik. Freiheit beginnt mit dem Willen, anderen Menschen echte Teilhabe zu ermöglichen.
Freiheit heißt nicht nur, selbst entscheiden zu dürfen. Freiheit heißt auch, Räume zu schaffen, in denen andere mitentscheiden können.
Ein weiteres inspirierendes Beispiel für bürgerschaftliches Engagement im digitalen Zeitalter ist das Projekt HorizonRail, entwickelt von meinem Freund Errikos und seinem Team für den Digital Future Challenge-Wettbewerb des Bundesverkehrsministeriums. Die Studierenden der Technischen Universität München haben ehrenamtlich ihre Zeit, ihr Wissen und ihre Kreativität investiert, um eine Lösung namens HorizonRail zu entwickeln, die in Zügen Gefahr- und Notfallsituationen erkennt. Die Lösung erhöht die Sicherheit und den Komfort für Reisende, ohne deren Privatsphäre zu gefährden. Für mich steht sie für zweierlei: Als ein Paradebeispiel für verantwortungsvollen Technologieeinsatz im öffentlichen Raum. Und ein Beispiel für Engagement junger Menschen mit einem liberalen, zukunftsgewandten Geist, konkret zur Verbesserung des gesellschaftlichen Zusammenlebens beizutragen. Sie handeln aus Eigeninitiative, ohne finanzielle Anreize.
Was mich an all diesen Geschichten beeindruckt: Sie zeigen, dass Engagement nicht an längst bestehende Institutionen gebunden ist. Es braucht keine Ämter, keine Titel, keinen Apparat, sondern nur die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Freiheit heißt also nicht nur, selbst entscheiden zu dürfen. Freiheit heißt auch, Räume zu schaffen, in denen andere mitentscheiden können.
Ich erlebe das an vielen Stellen. Wenn junge Menschen heute aktiv werden, dann nicht aus Pflicht, sondern aus Überzeugung. Weil sie glauben, dass es besser geht. Und weil sie sehen, was getan werden muss. Das ist gelebter Liberalismus.
Felix Langrock studierte Jura in London und lebt nun in Berlin.
Felix Langrock studierte Jura in London und lebt nun in Berlin.
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