Im Kontext
Was wir von der hundertjährigen Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer über Vergebung, Hoffnung und Toleranz lernen können
Text: Sabine Leutheusser-Schnarrenberger
Margot Friedländer, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger: „Ich tue es für Euch. Was wir von einer hundertjährigen Holocaustüberlebenden über Vergebung, Hoffnung und Toleranz lernen können“
Herausgegeben von Sascha Hellen. Gräfe & Unzer, München, 2021
Im Kontext
Was wir von der hundertjährigen Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer über Vergebung, Hoffnung und Toleranz lernen können
Text: Sabine Leutheusser-Schnarrenberger
Margot Friedländer, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger: „Ich tue es für Euch. Was wir von einer hundertjährigen Holocaustüberlebenden über Vergebung, Hoffnung und Toleranz lernen können“
Margot Friedländer und ich sprechen in diesem Buch über das Leben der vor Kurzem im Alter von 103 Jahren verstorbenen Holocaustüberlebenden, die sich nach ihrer Rückkehr nach Deutschland 2010 unermüdlich in Schulen und Veranstaltungen gegen Antisemitismus eingesetzt hat. Ihr Mut, ihre Versöhnungsbereitschaft und ihr Engagement werden uns fehlen – ihre Worte und deren Wirkung aber werden bleiben.
Margot Friedländer hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, ihr Erleben als von den Nationalsozialisten Verfolgte an Jugendliche weiterzugeben. So wollte sie die Erinnerung an die Gräueltaten des NS-Regimes lebendig halten. Ihr tagtäglicher Kampf gegen Antisemitismus ist zutiefst beeindruckend.
Wir sind alle gleich. Es gibt kein christliches, jüdisches oder muslimisches Blut. Es gibt nur menschliches Blut.
Wir sind alle gleich. Es gibt kein christliches, jüdisches oder muslimisches Blut. Es gibt nur menschliches Blut.
Wir sind alle gleich. Es gibt kein christliches, jüdisches oder muslimisches Blut. Es gibt nur menschliches Blut.
Sie überlebte während des Nationalsozialismus in verschiedenen Verstecken, bis sie 1944 in Berlin aufgegriffen und ins Ghetto nach Theresienstadt abtransportiert wurde. In Erinnerung an diese Zeit vermittelte sie den Leserinnen und Lesern: „Mir haben Menschen geholfen, es war möglich. Wenn sich die Millionen dafür eingesetzt hätten, wäre das nie so gewesen. Das ist etwas, was ich eben verurteile, aber so war es, wir können es nicht mehr ändern.“
Ihr erstes Buch schrieb sie 2008. „Versuche, dein Leben zu machen“ – der Satz stammt aus dem Abschiedsbrief ihrer Mutter – erzählt von ihrer Kindheit in Berlin, der Verfolgung durch die Nationalsozialisten, dem Überleben im Versteck und im Konzentrationslager. Das Buch wurde zu einem Meilenstein der Erinnerungskultur in Deutschland.
Mit ihrem Engagement gegen Rassismus, Rechtsextremismus und Antisemitismus und für ein friedliches Miteinander in unserer Gesellschaft ist sie in diesen Zeiten, in denen Hass und Hetze sich gegen unsere Werte richten, ein Vorbild für uns alle, ganz besonders für junge Menschen geworden. Sie macht vielen Menschen Mut und zeigt, was leidenschaftliches Engagement für unsere Demokratie und unser Land bewegen kann. Ihr Zugewandtsein fühlte sich für viele an wie eine Form der Vergebung.
Ihre Mission im Kampf gegen das Vergessen ist: „Wir sind alle gleich. Es gibt kein christliches, jüdisches oder muslimisches Blut. Es gibt nur menschliches Blut.“ Die Menschenwürde eines jeden Menschen ist unantastbar. Hass bringt nichts, ist ihre Lebenserfahrung. Es gilt besonders wachsam zu sein. Die Wahrung der Menschenrechte ist keine Floskel für Sonntagsreden. Sondern sie ist das Geschenk der europäischen Aufklärung.
Im Buch „Ich tue es für Euch“, das sie gemeinsam mit der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit veröffentlicht hat, zieht sie Lehren aus der dunkelsten Zeit deutscher Geschichte und spricht die heutigen Bedrohungen der Freiheit offen an. Gegen diese Bedrohungen müssen wir kämpfen. Wie es Margot Friedländer getan hat.
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger
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