Update
Künstliche Intelligenz revolutioniert die Medienbranche. Die Konsequenzen sind noch gar nicht abzuschätzen. Für private und öffentlich-rechtliche Verlage und Sender geht es ums Überleben.
Text: Michael Hirz
Update
Künstliche Intelligenz revolutioniert die Medienbranche. Die Konsequenzen sind noch gar nicht abzuschätzen. Für private und öffentlich-rechtliche Verlage und Sender geht es ums Überleben.
Text: Michael Hirz
Der Geist ist aus der Flasche, und er ist gekommen, um zu bleiben. Künstliche Intelligenz, kurz KI genannt, pflügt unser aller Leben gerade um, zeigt einer staunenden Welt ihre unglaublichen Möglichkeiten, aber weckt auch apokalyptische Ängste. Für die gesellschaftliche Kommunikation bedeutet sie fundamentale Veränderungen, vermutlich den größten Umbruch seit Gutenbergs Erfindung des Buchdrucks. Wie wenige Branchen wird KI auch Medienunternehmen durchrütteln. Für sie gibt es im Umgang mit KI viele Optionen, eine aber nicht: Ignorieren. Denn es geht für Verlage und Sender – private wie öffentlich-rechtliche – ums Überleben. Denn große internationale Player, Big Tech-Multis und wendige Start-ups sind längst dabei, Medien als Geschäftsfeld für sich zu nutzen. Das haben viele Medienhäuser inzwischen verstanden und feilen unter Hochdruck an Lösungen. So können Redaktionen von Routineaufgaben befreit werden, es lassen sich Angebote personalisieren, Bilder und Videos generieren, Deepfakes entlarven, aus Verlagsarchiven lukrative Geschäftsmodelle entwickeln, kurz: Eine Fülle neuer Möglichkeiten tun sich auf.
KI nur als Ersatz für herkömmlichen Journalismus
einzusetzen, führt ins perspektivlose Abseits.
KI nur als Ersatz für herkömmlichen Journalismus einzusetzen, führt ins perspektivlose Abseits.
Dabei besteht die Gefahr, dass kurzfristiges betriebswirtschaftliches Denken eine langfristige Gewinner-Strategie verhindert. Aber der Einsatz von KI als Ersatz für herkömmlichen Journalismus ist ökonomisch wie gesellschaftlich der Weg ins perspektivlose Abseits. KI ist kein Ersatz für Journalismus, sie ist ein sinnvolles Werkzeug. Natürlich kann eine selbstlernende KI Ereignisse wiedergeben, Sportveranstaltungen in Text und Bild reportieren, Wetter- und Verkehrsmeldungen aufbereiten. Diese Routineaufgaben zu übernehmen ist sinnvoll und setzt Ressourcen frei. Auch Archiv-Recherchen, das Transkribieren etwa von Interviews, Übersetzen von Texten, automatisierte Zusammenfassungen von Beiträgen für die Website etc. – alles das erleichtert Journalisten die Arbeit, nützt Lesern, Hörern und Zuschauern.
Neben diesem Effizienzgewinn lassen sich Inhalte mit den neuen technologischen Mitteln stärker auf Zielgruppen zuschneiden und sind Treiber von Innovationen. Ein Beispiel für neuartige KI-getriebene Methoden sind etwa die sog. Panama Papers, ein weltweit beachtetes datenjournalistisches Projekt und ein Meilenstein im Kampf gegen Steuerhinterziehung und Geldwäsche. Fast 12 Millionen Dokumente (Mails, Bilder, PDF etc.) wurden ausgewertet, aufbereitet und veröffentlicht – ein Paradebeispiel für die fantastischen Möglichkeiten von KI.
Bei allen Chancen bleibt wichtig, ethische Fragen nicht aus dem Blick zu verlieren. Das erste Gebot ist sicher Transparenz, die User müssen wissen, welcher Content von Menschen und welcher von Maschinen erstellt wurde. Auch eine unbedingte Qualitätskontrolle durch gut ausgebildete Journalistinnen und Journalisten muss gewährleistet sein, um die wichtigste Währung im Informationsgeschäft zu erhalten: Vertrauen und Glaubwürdigkeit. Auch die Entwicklung eigener KI-Tools ist sinnvoll, um Vielfalt zu sichern und die Abhängigkeit von großen Technologieanbietern zu verhindern. Und journalistische Berufe verändern sich, werden anspruchsvoller, brauchen mehr und andere Ausbildung.
Michael Hirz ist als Journalist und Moderator seit vielen Jahren intensiver Beobachter politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Prozesse.
Michael Hirz ist als Journalist und Moderator seit vielen Jahren intensiver Beobachter politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Prozesse
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