Liberale Erneuerung
Wie Neos in Österreich wachsen
Um die liberalen Parteien ist es in Europa derzeit nicht besonders gut bestellt. Der Aufstieg populistischer Parteien an den Rändern des politischen Spektrums hat oft zulasten der Parteien der Mitte stattgefunden. In Österreich ist Neos der Beweis gelungen, dass eine liberale Partei Erfolg haben kann, wenn sie glaubwürdig ist.
Text: Douglas Hoyos-Trauttmansdorff | Illustrationen: Mario Wagner
Mit Neos hat sich in Österreich eine liberale Partei stark gegen den Trend entwickelt. 2012 als Bewegung von 40 Menschen gegründet, um dem Stillstand der damals regierenden großen Koalition aus Sozialdemokratie (SPÖ) und Volkspartei (ÖVP) nicht länger tatenlos zuzusehen, ist die Partei stetig gewachsen und hat sich als politische Kraft etabliert. Drei Faktoren verdienen besondere Aufmerksamkeit: die offene und einfache Organisation von Neos, die Positionierung als „Reformkraft“ und die Möglichkeiten zur nachhaltigen Entwicklung von politischen Talenten.
Transparente Organisation
Neos wurde 2012 bewusst als transparente, partizipative und digital-affine Mitgliederorganisation gegründet. Anders als traditionelle Parteien setzte Neos von Anfang an auf eine niederschwellige Mitgliederstruktur und direkte, digitale Beteiligung. Entscheidungen werden transparent und unter Einbeziehung der Basis getroffen, die Statuten sehen für die Mitgliederversammlung, wie sie formell heißt, weitreichende Rechte vor, nicht nur bei dem Beschluss der Kandidatenlisten, sondern auch bei der Beteiligung an der Entwicklung oder Feinjustierung des Parteiprogramms.
Liberale Erneuerung
Wie Neos
in Österreich
wachsen
Um die liberalen Parteien ist es in Europa derzeit nicht besonders gut bestellt. Der Aufstieg populistischer Parteien an den Rändern des politischen Spektrums hat oft zulasten der Parteien der Mitte stattgefunden. In Österreich ist Neos der Beweis gelungen, dass eine liberale Partei Erfolg haben kann, wenn sie glaubwürdig ist.
Text: Douglas Hoyos-Trauttmansdorff | Illustrationen: Mario Wagner
Mit Neos hat sich in Österreich eine liberale Partei stark gegen den Trend entwickelt. 2012 als Bewegung von 40 Menschen gegründet, um dem Stillstand der damals regierenden großen Koalition aus Sozialdemokratie (SPÖ) und Volkspartei (ÖVP) nicht länger tatenlos zuzusehen, ist die Partei stetig gewachsen und hat sich als politische Kraft etabliert. Drei Faktoren verdienen besondere Aufmerksamkeit: die offene und einfache Organisation von Neos, die Positionierung als „Reformkraft“ und die Möglichkeiten zur nachhaltigen Entwicklung von politischen Talenten.
Transparente Organisation
Neos wurde 2012 bewusst als transparente, partizipative und digital-affine Mitgliederorganisation gegründet. Anders als traditionelle Parteien setzte Neos von Anfang an auf eine niederschwellige Mitgliederstruktur und direkte, digitale Beteiligung. Entscheidungen werden transparent und unter Einbeziehung der Basis getroffen, die Statuten sehen für die Mitgliederversammlung, wie sie formell heißt, weitreichende Rechte vor, nicht nur bei dem Beschluss der Kandidatenlisten, sondern auch bei der Beteiligung an der Entwicklung oder Feinjustierung des Parteiprogramms.
So konnten engagierte Menschen unabhängig von ihrem Hintergrund eingebunden werden, die sich sonst oft von klassischer Parteipolitik abwenden. Auch die direkte Einbindung der Mitgliederbasis bei der Wahl von Parteivorsitzenden oder Listenersten ist im europäischen Vergleich selten. So intensiv solche partizipativen und offenen Prozesse auch für eine kleine Organisation und ihre Gremien sind, so wichtig sind sie für Mitgliederwachstum, rasche Feedbackschleifen und die offene Kultur der Partei. Im Vorfeld der Neos-Mitgliederversammlung zum Koalitionsabkommen mit ÖVP und SPÖ etwa wurden viele Stunden mit Fragen und Kritik am Koalitionsabkommen verbracht. Von der Parteichefin abwärts wurden diese beantwortet und später auch digital verbreitet. Diese Form von direkter Kommunikation ist Teil der Neos-DNA und war auch wichtig für den Erfolg der Abstimmung. Am Ende haben mehr als 94 Prozent der Mitglieder für die Koalition gestimmt.
Dass Neos seit dem ersten Tag nicht nur andere, sondern anders Politik machen, zeigt sich auch an scheinbar kleinen Themen. Während die Partei Transparenz im Bereich öffentlicher Finanzen und Parteien fordert, veröffentlicht sie seit dem ersten Tag laufend ihre Einnahmen und Ausgaben online.
Glaubwürdige Reformpartei
Neos positionierte sich früh als Partei grundlegender und tiefgehender Reformen in Österreich. Der Anspruch, das Land umfassend und nachhaltig zu verändern, stand dabei stärker im Vordergrund als enge ideologische Debatten. Bei der Nationalratswahl 2024 etwa traten Neos bewusst als „die Reformkraft“ an und setzten Schwerpunkte wie eine Bildungsreform, eine Neustrukturierung der öffentlichen Verwaltung und eine Modernisierung des Gesundheitssystems. Begleitet wurden diese Schwerpunkte von „Reformgruppen“, in denen auch mit externen Personen Vorschläge erarbeitet wurden. Dass eine Partei in einem Wahlkampf so unangenehme Wahrheiten wie den dringenden Sanierungsbedarf des Budgets direkt ansprach, während die übrigen Parteien noch höhere Staatsausgaben versprachen, war für Österreich untypisch.
Entscheidend für den Erfolg politischer Parteien ist das politische Personal!
Dass Neos dabei liberal positioniert sind, ist klar und unbestritten. Ihre Glaubwürdigkeit gründete sich vor allem auf eine hartnäckige Arbeit in der Opposition, geprägt von klaren Problemanalysen, vielen parlamentarischen Anfragen und oft detaillierten Lösungsvorschlägen.
Eine wichtige Erfahrung für Neos war zudem die Regierungsbeteiligung in Wien ab 2020. Als kleiner Koalitionspartner war es essenziell, klar zu kommunizieren, warum es Neos in der Regierung braucht, ohne zugleich den Eindruck zu erwecken, alle eigenen Anliegen sofort vollständig umsetzen zu können. Dies erforderte eine Balance zwischen pragmatischer Zusammenarbeit und der konsequenten Kommunikation eigener Werte und Ziele. Neos gelang es deutlich zu machen, welche konkreten Verbesserungen und Reformimpulse ihre Regierungsbeteiligung auslöste. Die Regierungsarbeit wurde nicht nur mit dem bis dato besten Wahlergebnis in Wien, sondern auch mit dem Wiedereintritt in die Wiener Landesregierung im Juni 2025 bestätigt.
Dass Neos dabei liberal positioniert sind, ist klar und unbestritten. Ihre Glaubwürdigkeit gründete sich vor allem auf eine hartnäckige Arbeit in der Opposition, geprägt von klaren Problemanalysen, vielen parlamentarischen Anfragen und oft detaillierten Lösungsvorschlägen.
Eine wichtige Erfahrung für Neos war zudem die Regierungsbeteiligung in Wien ab 2020. Als kleiner Koalitionspartner war es essenziell, klar zu kommunizieren, warum es Neos in der Regierung braucht, ohne zugleich den Eindruck zu erwecken, alle eigenen Anliegen sofort vollständig umsetzen zu können. Dies erforderte eine Balance zwischen pragmatischer Zusammenarbeit und der konsequenten Kommunikation eigener Werte und Ziele. Neos gelang es deutlich zu machen, welche konkreten Verbesserungen und Reformimpulse ihre Regierungsbeteiligung auslöste. Die Regierungsarbeit wurde nicht nur mit dem bis dato besten Wahlergebnis in Wien, sondern auch mit dem Wiedereintritt in die Wiener Landesregierung im Juni 2025 bestätigt.
Entscheidend für den Erfolg politischer Parteien ist aber nicht zuletzt das politische Personal. Neos standen in Österreich vor der Herausforderung, dass die etablierten Parteien ÖVP und SPÖ über mächtige und breit aufgestellte Vorfeldorganisationen verfügten, wodurch die Gründung einer neuen Partei häufig heftige Abwehrreaktionen hervorrief. Vor diesem Hintergrund ist der nachhaltige Aufbau eigener politischer Talente und Führungskräfte besonders herausfordernd, aber umso wichtiger. Ebenso wie die Strukturarbeit auf allen Ebenen.
Von Beginn an legten Neos großen Wert auf professionelle, transparente Auswahlverfahren von Kandidatinnen und Kandidaten. Sie alle müssen sich einem offenen Vorwahlprozess stellen. Das erhöht den Wettbewerb und die Qualität des politischen Personals, macht aber angesichts des Wachstums auch den Aufbau von künftigen, aussichtsreichen Kandidaten notwendig. Ein konkretes Instrument hierfür ist etwa Neos Lab Talentboard, ein internes Entwicklungsprogramm der Parteiakademie, in dem aussichtsreiche Mitglieder und Mandatare individuell begleitet, gecoacht und gefördert werden.
Erfolg als Reformkraft
Der Erfolg von Neos in einem Land ohne starke, historische liberale Wurzeln zeigt, dass moderne, liberale Parteien erfolgreich sein können, wenn sie sich als glaubwürdige, moderne und innovative Reformkraft aufstellen. So haben Neos etwa im Bereich Bildung ein Thema besetzt, das ihnen von Wählerinnen und Wählern als Kompetenzfeld zugetraut wird. Es gilt, die oft bestehende Unzufriedenheit mit dem politischen System wieder in positive Bahnen zu lenken. Ganz nach dem Motto „Geht nicht, gibt’s nicht“.
Douglas Hoyos-Trauttmansdorff ist Generalsekretär der Neos und Abgeordneter im Nationalrat.
Douglas Hoyos-Trauttmansdorff
ist Generalsekretär der Neos und
Abgeordneter im Nationalrat.
Wenn es um die Freiheit geht, wird es grundsätzlich. In dieser Welt sind Menschen liberal, wenn sie sich einsetzen für Freiheit, für Stärke, für ein Miteinander und für Respekt anderen gegenüber. Zum Glück für Europa sitzen hier fünf solcher Frauen an entscheidenden Schalthebeln der Macht.
Der Liberalismus wirkt erschöpft. Auch geistig steckt er im Leerlauf: Auf den immer gleichen Konferenzen versuchen die inzwischen ergrauten Eminenzen, ihren angestaubten Ideen noch einmal Leben einzuhauchen. Andere Denkschulen haben uns gerade bei jungen Menschen längst den Rang abgelaufen. Vier Impulse für einen Liberalismus im Aufbruch.
Christian Dürr ist der neue Bundesvorsitzende der FDP. In einem seiner ersten Interviews nach der Wahl erklärt er, wie er die Partei erneuern will. Liberale Positionen und Ansätze sind für ihn unabdingbar, um das Land wieder voranzubringen.