WIRTSCHAFT SPEZIAL

Sprechen Sie mit den jungen Leuten!

Klimakatastrophe, Kapitalismus, Kulturkonflikte: Viele Menschen blicken pessimistisch in die Zukunft. Liberale sollten darauf eingehen – und Optimismus verströmen.

TEXT: DEIRDRE NANSEN MCCLOSKEY

WIRTSCHAFT SPEZIAL

Sprechen Sie mit den jungen Leuten!

Klimakatastrophe, Kapitalismus, Kulturkonflikte: Viele Menschen blicken pessimistisch in die Zukunft. Liberale sollten darauf eingehen – und Optimismus verströmen.

TEXT: DEIRDRE NANSEN MCCLOSKEY

Klar: Pessimismus ist fehl am Platz. Nur, wie können Sie Ihre grünen, sozialistischen, konservativen Freunde davon überzeugen? All diese klagen, dass der Liberalismus darin versagt habe, sich um die Umwelt zu kümmern, um die Armen, um die Kultur. Sie wollen uns retten und machen uns dafür zu staatsabhängigen Kindern. Hat die Regierung nicht weise gehandelt, fragen sie, als sie die Nutzung der Atomenergie verbot oder es Immigranten unmöglich machte, legale Arbeitsplätze zu finden? Oder indem sie die Bauern mit Subventionen und Zöllen in Milchwirtschaft und Weinbau hielt?

Gibt es etwas Verrückteres als die liberale Idee, dass die Menschen schon selbst am besten wissen, was sie kaufen oder verkaufen sollen oder wie sie ihr religiöses und kulturelles Leben zu führen haben? Wenn wir nicht zulassen, dass der Staat uns zu gehorsamen Kindern macht, meinen unsere etatistischen Freunde, dann sind wir dem Untergang geweiht! Die Klimakatastrophe steht vor der Tür, ebenso wie die finale Krise des Kapitalismus, der Zerfall der Gesellschaft durch Fremdlinge!

Es ist ziemlich unmöglich, Menschen jenseits des Alters von 30 Jahren noch in ihrer grundlegenden politischen Ausrichtung zu ändern. Der Romancier Saul Bellow sagte über seinen frühen Trotzkismus: „Wie jeder, der in jungen Jahren in Doktrinen investiert, konnte ich sie nicht aufgeben.“ Man kennt den Witz: Wer mit 16 Jahren kein Sozialist ist, hat kein Herz. Aber wer mit 26 immer noch Sozialist ist, hat kein Hirn. Der Weg vom Sozialismus zum Liberalismus ist häufig, der umgekehrte selten.

„Wie jeder, der in jungen Jahren in Doktrinen investiert, konnte ich sie nicht aufgeben.“

„Wie jeder, der in jungen Jahren in Doktrinen investiert, konnte ich sie nicht aufgeben.“

Was also tun? Lektüreempfehlungen werden nicht helfen. Ihre lieben etatistischen Freunde werden optimistische liberale Bücher nicht lesen. Es bringt ebenfalls nicht viel, sich im trauten Kreise unserer liberalen Freunde im Lamento zu ergehen. Wir brauchen vielmehr missionarische Arbeit. Wir müssen mit den Leuten reden. Sie alle glauben an das Etatisten-Lemma: Wirtschaft ist kompliziert, also braucht sie Planung und Regulierung. Sie könnten zum Beispiel freundlich antworten: „Ja, meine Liebe, du hast sicher recht, dass die Umwelt aufgeräumt werden muss. Lass uns das tun. Hmm. Ich frage mich, ob uns die Atomenergie dabei helfen könnte.“ Wenn Sie so an die Dinge herangehen, fangen Ihre Freunde vielleicht irgendwann an zu sehen, dass wir keine hinterhältigen Reaktionäre sind, dass jede Art von Etatismus Zwang beinhaltet und dass dieser Zwang uns zu Kindern macht.

Sprechen Sie vor allem mit den jungen Leuten! Bei ihnen kann man am ehesten noch etwas erreichen, wenn man auf sie eingeht. Junge Menschen wollen erwachsen sein. Neben der Liebe ist das ihr dringendster Wunsch. Sagen Sie ihnen also liebevoll, in Filmen und Rockmusik und Blogs, dass Liberalismus etwas für Erwachsene ist. Und die einzig wahre politische Philosophie. 

Deirdre Nansen McCloskey ist emeritierte Professorin für Wirtschaftswissenschaften und Geschichte, Englisch und Kommunikationswissenschaften an der University of Illinois in Chicago. Vor mehr als zwanzig Jahren hat sie ein Buch mit dem Titel „The Rhetoric of Economics” verfasst.

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